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Philosophie für Einsteiger

Begonnen von De Wolf, 15.09.2015 11:03

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De Wolf

Philosophie für Einsteiger...

Das Philosophieren ist uns angeboren. Seit der erste Mensch zu den Sternen aufblickte oder sich die Frage nach dem Sinn seiner Existenz stellte.

So gibt es Philosophie in unterschiedlichsten Kulturen. Der Buddhismus ist eigentlich mehr Philosophie als Religion – wendet sich weg den hinduistischen Göttern, hin zum Menschen mit seinen immer neuen leidvollen Lebenserfahrungen und der Frage nach Erlösung im Nirwana.

Zu nennen ist auch der Konfuzianismus – die Staatsphilosophie Chinas. Hier geht es um Respekt vor familiären, gesellschaftlichen und staatlichen Autoritäten.  So hat der Konfuzianismus dafür gesorgt, dass das chinesische Kaiserreich über 2000 Jahre Bestand hatte – bis es mit der Revolution von 1911 dann doch abgeschafft wurde.

Sprechen wir heute von Philosophie, so denken wir allerdings primär an die lange Tradition Europas. Sie beginnt mit den Griechen. Mit echten Netzwerkern, die eine Vielzahl an Wissensgebieten erforschten und systematisch miteinander verbanden.
Da ist Thales von Milet, ein Universalgelehrter, der heute vor allem als Mathematiker erinnert wird (denkt an den Satz des Thales zu den Winkeln im Halbkreis).
Da ist Pythagoras, Leiter einer Philosophenschule, der u.a. Mathematik mit musiktheoretischen Überlegungen verband und damit unserer  abendländischen Harmonielehre den Weg bereitet hat.

Ein Beststeller der Antike war (nebenbei bemerkt) das Buch über die Elemente von Euklid – jahrhundertelang das mathematische Standardwerk schlechthin.

Mit dem Athener Sokrates erfolgt dann eine Wende hin zum Menschen.
Sein Leitsatz ist. ,,Ich weiß, dass ich nichts weiss." Und mit diesem kritischen Ansatz führt er seine Zeitgenossen vor, die mit Scheinwissen zu punkten versuchen.
Klar, dass es mit diesem ,,Querdenker" kein gutes Ende nimmt. Er wird wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt. Freunde halten ihm einen Fluchtweg offen. Er verzichtet darauf und trinkt ruhig und selbstbestimmt die tödliche Dosis Schierlingssaft. Tja, Leute – das ist ganz große Philosophie... die Einheit von Theorie und Praxis.

Sokrates hat keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen. Sein Schüler Plato allerdings hält die Erinnerung an ihn wach. Sein erstes Werk ist die ,,Apologie". Eine Nachgestaltung der  Verteidigungsrede seines Lehrers vor Gericht. Lesenswert.

Auch in vielen weiteren Werken Platos hat  Sokrates das Wort. Bekannt ist die "Politeia" – ein Werk über den idealen Staat (Das Schlüsselwort heißt hier Arbeitsteilung, wobei einer Aristokratie besondere Bedeutung zukommt).  Mit dem Mythos von Atlantis zeigt sich Plato als Mahner, dass auch das das höchst entwickelte Gemeinwesen durch Anmaßung seiner Bewohner zu Fall kommen kann. Zugleich hat er zu allen Zeiten die Phantasie der Leserschaft beflügelt, ob die Geschichte historische Grundlagen hat.

Das wäre doch ein weites Feld für Ausgräber... 

Platos Schüler ist Aristoteles. Der sich wiederum mit eine Vielzahl von Wissensgebieten befasst hat und einige überhaupt erst begründet hat. Er befasst sich mit Fragen der Antropologie und der Ethik, ist Staats- und Wissenschaftstheoretiker, Logiker, Biologe, Physiker etc. Viele seiner Erkenntnisse hatten bis in unsere Neuzeit Bestand – etwa (Trivia sind ja so schön!) seine Forschungen an Seeigeln!

Seine Bedeutung für das abendländische Denken erschließt sich recht gut in Umberto Ecos Kosterkrimi der ,,Name der Rose". Da dreht sich alles um ein subversives Buch zur Macht des Humors, dass unter normalen Umständen längst zerstört worden wäre. Dummerweise heißt der Verfasser Aristoteles – und dessen Werk ist unantastbar. Also müssen eine ganze Reihe Mönche sterben, die damit in Kontakt kommen...

Spannender Stoff, der den Verfasser mit einem Schlag berühmt gemacht hat.

Wie in vielen anderen Bereichen haben sich die Römer auch bei der griechischen Philosophie bedient.

Dabei kam den Römern das Konzept der Stoa sehr entgegen. Der Stoiker übt Selbstbeherrschung, Gelassenheit und Ruhe und gelangt erst auf diesem Weg zu echter Erkenntnis seiner Stellung in der Weltordnung, die er nach Kräften auszufüllen  hat. 

Zu nennen ist Marcus Tullius Cicero. Er ist Anwalt, Staatsmann und Philosoph aus gutem, "ritterlichem" (landadligem) Haus (kein Plebejer!). Interessant ist sein Werk ,,De Re Publica". Darin befasst er sich mit dem Gemeinwesen und entwickelt  zukunftsweisende  Gedanken zur einer stabilen Verfassung (modern gesprochen: ,,Checks and Balances"). 

In der Kaiserzeit erlangte der Stoiker Lucius Annaeus Seneca große Bedeutung, der Erzieher des jungen Nero, der lange Zeit auch an den Regierungsgeschäften beteiligt war.
Das hat sich ausgezahlt, denn nach heutigem Maßstab war dieser Mann Multimilliardär. Der Kontrast zwischen Theorie und Praxis fiel irgendwann auch seinem kaiserlichen Schützling auf. Seneca wurde zum Suizid genötigt, wobei das Aufschneiden der Pulsadern in einem heißen Bad eine sehr humane Todesart war.
Das tat er dann auch - mit der sprichwörtlichen ,,stoischen" Gelassenheit...

Soweit dieser erste Teil meines Aufrisses – wie immer auch mit vielen qd tauglichen Hinweisen.

Wobei Philosphie eigentlich nicht zu lernen, sondern nur zu betreiben ist...

In diesem Sinne: Have Fun!
It's gotta be purrfect!

sar666ah


trusblue

Sehr gut! Danke Wolf!
Dieser Beitrag erinnert mich daran,
dass ich wieder mal viel mehr lesen müsste anstatt Gerätetasten zu drücken!  :'(
Team:

Team:
AURORA BOREALIS

De Wolf

It's gotta be purrfect!

Steinreiche Helga

Dankeschön, kann man sehr gut lesen und vielleicht bleibt ja was hängen...   :up:  :cheers:


        

Not Defined

Sehr schön.

Aber Heraklit fehlt.
Genauso, wie mir der alte Haudegen Herakleitos fehlt.
Irgendwie verschollen, der Gute! :-\

Ich sach nur:
Gnothi seauton  :winke:


KleineWeisheit


De Wolf

It's gotta be purrfect!

De Wolf

#8
Über 280 Clicks in knapp 24 Stunden. Bin schon begeistert. Dachte nicht, dass dieses spezielle Thema so eine Resonanz findet. Vielleicht gelingt es mir ja in diesen Tagen,  mit zwei oder drei weiteren Posts den Sack zuzubinden.

Oder vielleicht gibt es da draußen ja andere, die mir helfen?

Eine Bitte hätte ich, liebe Forumsmitglieder: Gebt mir Feedbacks. Ein Daumen hoch freut mich sehr. Aber mehr noch - wenn ihr Anregungen oder Ergänzungen habt, die die Fortsetzung leichter machen.

Und noch eine Bitte an all die lieben Gäste, die hier mitlesen - manchmal mehr als Mitglieder das tun.
Nicht nur lesen und Informationen für künftige Battles "abgreifen".
Werdet Mitglieder in diesem Forum und beteiligt Euch. Mit Euren ganz individuellen Beiträgen.
Es ist eine Super Community, die wirklich was zu bieten hat.
Die sich über Verstärkung freut.

Hab ich selbst erlebt. Echt!

Herzliche Einladung!

Der Pälzer Wolf!
It's gotta be purrfect!

kaka-8

Ich fand's sehr anregend, da mir fast gar nix etwas sagte, qd-betreffend. Also eine nette Lektüre, die einem in gewissen Kategorien, die eventuell verbesserungswürdig sein könnten, weiterhelfen wird!

De Wolf

Kurze Kaffeepause.  :coffee:

Und zur geistigen Anregung und zur Einstimmung auf das was noch kommen kann - für alle philosophisch Interessierten ein sehr anschaulicher Clip...

https://www.youtube.com/watch?v=P6DVxRweVsU

:winke:

It's gotta be purrfect!

KleineWeisheit


Ich wollte mal erwähnen, dass ich die Lektüre der Übersichts-Threads (Musik, Filme, CS etc und auch diesen Philosophie-Thread) sehr kurzweilig finde - weit über den Zweck des Shit-Kat-Verbesserns hinaus!

:-*

De Wolf

#12
Danke für die jüngsten Wortmeldungen! Dann erlaube ich mir noch einmal ein tiefe Grabung aus aktuellem Anlass!

Stellen wir uns vor, in ferner Zukunft beschäftigt sich jemand mit den Schriftstellern der Weimarer Klassik (Goethe, Schiller und Herder - genau.). Die Textlage präsentiert sich wie folgt:

Die Namen der Schriftsteller. Die Titel einiger Werke und eine Handvoll Zitate aus anderen Quellen.

Sonst - komplette Fehlanzeige... !

Der Rest ist verloren.

So sieht es aus, wenn wir das antike Erbe betrachten. Nur ein Bruchteil ist erhalten. Der Großteil: Zerstört in Kriegen (denken wir an Cäsars Truppen in der ägyptischen Kampagne, 48 v.u.Z.).  Oder durch Naturkatastrophen (Erdbeben)  wie jenes, das Alexandria im vierten Jahrhundert heimsuchte.
Oder durch die Ignoranz oder die Zerstörungswut kultur- und bildungsfeindlicher Gotteskrieger. Ich denke hier an ägyptische Mönche, deren Mentalität gar nicht so verschieden war von der heutiger Fundamentalisten.

Das ist der Grund,  warum wir von vielen antiken Philosophen so wenig wissen.
Etwa von den sogenannten "Vorsokratikern". Die keine Schule bildeten, sondern alle  ihren eigenen Denkansätze hatten. Zum Beispiel Heraklit, der im Wasser das ursprüngliche Element sah. Oder Demokrit mit seiner erstaunlich modernen  Vorstellung  von Atomen!

Das ist eigentlich deprimierend. Wäre ein Grund,  sich in eine Tonne oder ein Fass  zurückzuziehen und sich wie der alte Diogenes einer bedürfnislos-zivilisisationskritsch-kynischen - um nicht zu sagen zynischen - Lebensphilosophie zu verschreiben.

Allerdings:

Manchmal gibt es doch Hoffnung. Aus Byzanz (Konstantinopel) gibt es eine Handschrift aus dem 13. Jahrhundert mit einem ziemlich unbedeutenden theologischen Traktat. Das Pergament wurde recycelt (neu beschrieben) und ursprünglich stand darauf - eine Abhandlung des großen Mathematikers Archimedes, in der er sich als Vordenker der heutigen Integralrechnung präsentiert!

Der Text konnte dank modernster Technik und jahrelanger Arbeit wieder lesbar gemacht werden.

Lest den Artikel "Palimpsest" in der Wikipedia!

Ich sage nur Respekt. Respekt vor Menschen, die sich dem Erhalt oder der Wiederentdeckung alter Schätze widmen.
Die sich gegen Zerstörer wehren - auch unter Einsatz des eigenen Lebens.
Und vor allem: Respekt vor jedem,  der sich in schwierigen Zeiten nicht nur daher philosophiert (schon gar nicht auf Stammtischniveau) sondern sich Gedanken macht, was dem Leben dient  - und Taten folgen lässt!

In diesem Sinne: Be prepared. Gerne auch: Gnothi seauthon (griech.: erkenne Dich selbst).

Bis bald!

Euer Pälzer Wolf!

It's gotta be purrfect!

Margaretnerin

#13
Erstmal vielen Dank für die wunderbare Aufbereitung dieses umfassenden Themengebietes in merkbare Eckpfeiler inklusive sehr einprägsamer Denkansätze.

Mein philosophisches Grundwissen stammt noch aus der Schulzeit, die mittlerweile auch schon eine Weile her ist und schon damals fand ich es viel spannender mit wohlmeinenden Schubsern zum selber Denken angehalten zu werden, anstatt Vorgekautes einfach stupide Auswendig zu lernen.
Wenn mir ein Denkansatz in Erinnerung geblieben ist, dann ist es Rene Descartes: cogito ergo sum ( ich denke, also bin ich). Aber noch viel mehr hat mich sein zweiter Lehrsatz angesprochen, der mich bis heute im Positiven begleitet hat.
Dubito ergo sum. Ich zweifle, also bin ich.
Ich war erleichtert , festzustellen, dass es erlaubt, ja erwünscht war/ist , zu zweifeln, zu hinterfragen, mir selbst ein Bild machen zu wollen. Angesichts der aktuellen Ereignisse notwendiger denn je!

So lebt die gute "alte" Philosophie jeden Tag mit mir, vermengt sich wie bei einem guten Rezept mit allerlei Zutaten und hilft mir, mich nicht am Einheitsbrei zu verschlucken.

Liebe Grüße und im Zweifelsfalle:
Errare humanum est

:winke:  von der Margaretnerin


Röschti Quizzerin

Wie spannend und kurzweilig zu lesen ist das denn  :servant:!!!

Da kommt eine ganze Menge zusammen - ich kann so sehr einfach und auf äusserst angenehme Art etwas dazulernen.

Philosophen gibt es noch eine ganze Menge - sehr oft war/ist ein Philosophe gleichzeitig Theologe oder Naturwissenschafter.

Und einige pflegten schon eine spezielle Lebensweise, soll doch der Grieche Diogenes in einer Tonne gelebt haben - jedenfalls sehr zurückgezogen und bedürfnislos.
"Nimm deinen Schatten von mir" soll er zu Alexander dem Grossen gesagt haben.

Aus der neueren Zeit - Jean Paul Sartre u.a. mit seinem Werk "Das Sein und das Nichts". Simone de Beauvoir war seine Lebensgefährtin.

Nicht vergessen sollten wir auch Immanuel Kant, der 1724 in Königsberg, Preussen geboren wurde - wo er 1804 auch starb. Er war ein Philosoph der Aufklärung. Bekanntes Werk aus seiner Feder:
Kritik der reinen Vernunft.

.... ach ja - dagegen wandte sich Herders (Philosoph der Weimarer Klassik) "Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft".

Und eigentlich - finde ich es grad jetzt wertvoller, hier dieses Posts zu lesen  :paper:, als die Antworten im QD abrufen zu können.
Drum ganz speziell: Ein herzliches Dankeschön für diesen Thread! Genial! 8)







Margaretnerin

Zitat von: Röschti Quizzerin am 17.09.2015 19:29


Und eigentlich - finde ich es grad jetzt wertvoller, hier dieses Posts zu lesen  :paper:, als die Antworten im QD abrufen zu können.
Drum ganz speziell: Ein herzliches Dankeschön für diesen Thread! Genial! 8)

Ganz Deiner Meinung!!!
:paper: :hug: :think:

De Wolf

It's gotta be purrfect!

De Wolf

#17
Nochmal danke für die tollen Feedbacks und einige gute Anregungen und Ergänzungen.  Wem diese Ausführungen gar zu tiefsinnig erscheinen - trotzdem lesen. Habe hoffentlich genug an qd relevanten Facts eingebaut...

Das Ende des römischen  Reiches und die Zeit der Völkerwanderung brachte nochmal einen großen Einschnitt. Wieder gingen viele Werke der Antike verloren. Manches wurde zwar in den Klosterbibliotheken aufbewahrt. Aber gelesen, geschweige denn verinnerlicht? Fehlanzeige... 

Um die Lateinkenntnisse der Mönche war es oft schlecht bestellt.

Und bei griechisch sah es noch schlechter aus.

Kleiner Tipp. Lest das Buch über die Päpstin. Oder seht euch den Film an. Der gibt ein stimmiges Bild über diese ziemlich finsteren Zeiten.

Auch Aristoteles Schriften gerieten im christlichen  Europa  weitgehend in Vergessenheit. Verloren waren sie alledings nicht. Es waren Muslime, die sie bewahrten, sich eingehend damit befassten und so einen jahrhundertelangen wissenschaftlichen Vorsprung der arabischen Welt sicherten.
Über das muslimische Spanien (Cordoba und Granada) gelangte das Wissen auch wieder ins Abendland.

Aber seeehr langsam...

Wie rückständig das Abendland aber war und blieb, zeigt sich z.B. in medizinischer Hinsicht. In der Pest (Yersinia pestis) sahen die Menschen eine Strafe Gottes, machten  Jagd auf religiöse Minderheiten oder versuchten ihren (Ab-)Gott mit extremen Bußpraktiken zu versöhnen (Flagellantentum).

Die Ursache in mangelnder Hygiene, in  Flöhen und Ratten zu suchen, kam ihnen nicht in den Sinn.

Wenn wir also heute über den Geisteszustand bestimmter Muslime aufregen - unsere Vorfahren waren ganz ähnlich gestrickt. Und die Menschen in  der islamischen Welt in vielerlei Hinsicht viel besser dran.

Was Abraham, Jesus oder Mohammed zu ganz speziellen Nachfolgern und Anhängern ihrer Lehre sagen würden...   Eine gute Frage...

Ich bohre noch einmal ganz tief. Und erinnere den tunesischen Gelehrten Ibn Khaldoun (1332 -1406), der als Vater der modernen Soziologie gilt. Klar kennt er seinen Aristoteles, der sagte, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Er bleibt aber nicht bei dessen Erkenntnissen stehen, sondern untersucht selbst Sozialsysteme - ausgehend von den Stammesverbänden  bis zu den hochentwickelten Stadtkulturen seiner Zeit.

Und fragt nach den Folgen des "modernen" städtischen Lebens auf die Menschen (Verlust an traditionellen Werten, an Solidarität, Machtstreben der Oberen, Konsumdenken der Masse, ungesunde Lebensweise...).

Das ist Zivilisationskritik pur und von bleibender Aktualität...

Zurück zu Aristoteles und seiner Bedeutung für das europäische Mittelalter. Mit der Zeit wird der "Große Heide" neben der Bibel zu d e r Quelle wahrer Erkenntnis.

Ihn kritisch überprüfen ist undenkbar und gefährlich dazu...

Wobei es tatsächlich mutige Denker gab, die sich diesem Diktat widersetzt haben...

Womit wir zu William von Ockham kommen...

Fortsetzung folgt...
It's gotta be purrfect!

De Wolf

It's gotta be purrfect!

De Wolf

#19
Danke für weitere nette Feedbacks! Und weiter geht's!

Ich komme noch einmal auf Umberto Ecos Klosterkrimi zurück. Und auf den scharfsinnigen "Helden", den Franziskanermönch William von Baskerville, den Sean Connery in großartiger Weise dargestellt hat.

Der Name dieses Mönchs ist natürlich eine Reverenz an Arthur Conan Doyles Meisterdetektiv Sherlock Holmes. Er trägt aber auch Züge eines großen Denkers seiner Zeit: Eben William von Ockham (1288-1347).

Wie sein historisches Vorbild präsentiert sich Ecos Held als revolutionärer Vordenker der Moderne. Der es wagt, seine Vernunft und seinen kritischen Verstand zu gebrauchen

Er löst sich von den Fesseln der Tradition und macht sich en passant  Gedanken über Fahrzeuge, die aus eigene Kraft  fahren oder fliegen (!).

Und das zweihundert Jahre bevor Leonardo seine Skizzen von Fluggeräten schafft, etwa des Hubschraubers, der ja erst in den 1930 Jahren echte Flugreife erlangte...

Besondere Bedeutung hat der historische William durch eine wissenschaftliche Methode, die als "Ockhams Rasiermesser" berühmt wurde.

Der Ansatz ist eigentlich ganz einfach. Ich zitiere aus der Wikipedia:

"Steht man vor der Wahl mehrerer möglicher Erklärungen für dasselbe Phänomen, soll man diejenige bevorzugen, die mit der geringsten Anzahl an Hypothesen auskommt und somit die ,,einfachste" Theorie darstellt."

Das ist nicht nur ein Prinzip moderner Forschung.

Es erinnert auch an Sherlock Holmes scharfsinnige Detektivarbeit. An seine Methode der Deduktion oder Reduktion, mit der er aus einer Vielzahl von Fakten, Eindrücken und Schlussfolgerungen per Ausschlussverfahren die einzig richtige Antwort herausfindet...

Was für eine Methode...  Waahnsinn..

Da sieht der gute Abt Abbo aus dem Kloster genauso alt aus, wie der reichlich oberflächliche  Inspektor Lestrade einige Zeit später...

Merke, Nicht das Genie ist seiner Zeit voraus. Es ist der normale Zeitgenosse, der hinterher hinkt...

So viel für heute.

Have fun!

De Pälzer Wolf!  :coffee:
It's gotta be purrfect!

KleineWeisheit


Margaretnerin

 :cheerlead: :cheerlead: :cheerlead:

Ist der Wolf am Philosophieren...
Fängt der Fan an zu studieren.

Inhaltsreich und leicht zu merken...
Crashkurs aus den Originalen Werken.

Ich danke Dir und freu mich sehr!
Auf mehr , auf mehr und noch viel mehr!!! :-* :up:

Not Defined

Ich muss hier jetzt auch mal ne kleine Lanze für den Wolf brechen. :up:

Was der hier so zwischen Tür und Angel an Wissen verbreitet,
geht auf keine Kuhhaut.

Müsste ja mit dem Teufel zugehen, wenn...  ;)

De Wolf

It's gotta be purrfect!

De Wolf

#24
:Hallo miteinander!

Wieder juckt es mich in den Fingern. Ich möchte Euch einladen zu einer kleinen Zeitreise unter geschichtsphilosophischen Gesichtspunkten. Da gibt es auch einiges qd relevantes zu entdecken.

Nehmen wir das Altertum. Genauer die Zeit um 600/500 v.u.Z. Das ist in die Zeit von  Siddharta Gautama, der als d e r Buddha verehrt wird. Die Daten seiner Biographie sind keineswegs eindeutig. Geboren ist er aber wohl in  Lumbini in der Himalaya-Region. Damals ein indischer Staat, der heute zu Nepal gehört. (Fangfrage).

Auch bei dem Perser Zarathustra gibt es Probleme mit der Datierung. Es gibt aber Forscher, die ihn für einen Zeitgenossen Buddhas halten. Seine Anhänger sind die Parsen. Ihr Glaube lässt sich als dualistisch beschreiben. Das heißt: Die Welt ist gezeichnet von  einem ewigen Kampf von Gut und Böse, der guten Gottheit Ahura Mazda und ihrem Widersacher Ahriman.

Das ist megastarker Stoff, der seinen Niederschlag u.a. in der Bibel gefunden hat. (Denkt an Satans Wette mit Gott zu Lasten des geplagten Hiob. Dass drei besorgte Besucher ihm theologisch beizukommen suchen,  ist da keine große Hilfe. Das geht im Gegenteil - auf keine Kuhhaut...  ;) )

Nicht zu vergessen Goethes Faust mit dem Mephisto(pheles), einem späten, aber auch gerissenen Nachfahren von Ahriman, Satan, Beelzebub und wie er noch genannt wurde. Viel Pläsier hat er übrigens mit seinem Lieblingstier - seiner Muhme, der Schlange...

Nun ein dritter interessanter Sachverhalt. In dieser Zeit lebte auch Konfuzius. Das gilt als gesichtert. Eher legendär ist die Gestalt des  Lao Tse, dem er begegnet sein soll. Letzterer ist der  (angebliche) Verfasser einer der berühmtesten Weisheitschriften überhaupt - der Spruchsammlung Tao te King.   :opa:

Eine kleine Zugabe? Die Zeit um 500 ist auch die der ersten großen griechischen Philosophen. Ich erinnere mal die Namen Thales, Pythagoras und Heraklit.

Irgendwie bemerkenswert, dass in  dieser alten Zeit eine recht kleine Weltbevölkerung so viele große Geister hervorgebracht hat. Ich frage mich, wo sind die alle geblieben?

Keine qualifizierten Nachfolger in Sicht? Keine Bewerbungen?

Tja, Freunde, das ist Geschichtsphilosophie... . Denkt mal darüber nach.

Ich koche mir jetzt einen schönen Kaffee. Übrigens Kopi Luwak ist gar nicht so schlecht. Ihr dürft nur nicht dran denken, dass bei der Herstellung eine kleine Schleichkatze eine wichtigen Beitrag leistet. Ich sage mal Fermentation.  :))

Und damit genug qd-Stoff und  brainfood fürs Erste. Bis zum nächsten Mal.

Euer Pälzer Wolf...   :coffee:
It's gotta be purrfect!

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