Wer sich genauer mit Salieri befasst, wird feststellen, dass aus einem Antonio schon in jungen Jahren ein Anton wurde.
Wie das?
Nun - er wurde Anno 1750 im venezianischen Legnano geboren. Er kam aber schon mit 16 Jahren nach Wien, wo er sich bald zuhause fühlte.
Folgerichtig setzte er ein kleines aber bedeutsames Zeichen und gab seinem Vornamen einen "deutschen" Klang". Was sicher begrüßt wurde und seiner Karriere zugute kam.
Bei Hofe und im Bürgertumwar er gleichermaßen beliebt und geschätzt war: Als hochkompetenter, vielseitiger Komponist, Dirigent und Musikpädagoge, der viele, viele Schüler hatte, von denen es einige sehr weit brachten (s.o.).
So ein Mann soll ein intriganter, bigotter Kleingeist gewesen sein? Mitnichten.
Er war - wie viele Zeitzeugen bestätigen - ein freundlicher, verbindlicher, kultivierter Mann, an dessen persönlicher Frömmigkeit niemand zweifelte.
Ein mediokrer Italiener und erbitterter Feind deutscher Musik?
Die Musik des 18. Jahrhunderts war in gewisser Weise international.
Die nationale Idee - ein Kind der Romantik.
So gesehen, war auch Mozart in gewisser Weise "Italiener".
Immerhin hatte er in Bologna und Rom studiert und vom Papst höchstselbst für seine (musikalischen) Leistungen und Verdienste den Adelstitel eines "Ritters vom Goldenen Sporn" bekommen.
Während Salieri in etlichen Kantaten "seinen" Kaiser pries, die Musik für ein deutsches Singspiel komponierte, Texte von Schiller, Bürger und Kotzebue vertonte und Schubert wichtige Impulse in puncto Chorsatz und Orchesterklang gab.
Ein "alter" Rivale Mozarts, der dem Newcomer nach Kräften schadete?
Beide trennten nur sechs Jahre.
Mehr als einmal setzte sich Salieri für Mozart ein und sorgte dafür, dass dessen Werke aufgeführt wurden.
Auf einer Konzertreise hatte er sogar drei Messen des Kollegen im Gepäck.
Er besuchte etliche Aufführungen der Zauberflöte und sparte nicht mit "bravi" und "bravissimi".
Es gibt sogar eine gemeinsame Komposition.
Natürlich kam es mit der Zeit auch zu künstlerischen Kontroversen, doch nicht mehr als in jedem großen Kulturbetrieb üblich.
Wenn Mozart in dieser Hinsicht bei seinem Vater Klage führte, dann vor allem, um von eigenen Schwächen und Fehlern abzulenken.
Kurz und schlecht. Was mit Salieri geschah, das war - Rufmord!
Der begann noch zu Lebzeiten des Meisters, fand mit Werken von Puschkin und Lortzing weite Verbreitung und wurde so populär, dass sogar ein Schriftsteller unseres Zeit damit noch Erfolge im Theater und im Kino feiern konnte,
Peter Shaffer, dessen Amadeus - nota bene - Salieri als Hauptfigur hat.
Ihn als Mörder Mozarts darstellt, als verhinderten Suizidanten und - Schutzpatron der Mittelmäßigkeit .
Na Servus!
