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Quizduell => Quizipedia => Thema gestartet von: De Wolf am 24.01.2019 10:09

Titel: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 24.01.2019 10:09
Der Islam.

Die Jüngste der drei monotheistischen Weltreligionen.

Verbunden durch den Glauben an einen Gott (JHWH, der HERR, Allah), der sich durch die Zeiten hindurch immer wieder geoffenbart hat.

Zuerst - Abraham, dem Urvater des Glaubens. Von Muslimen auch Freund Gottes (Ḫalīl Allāh) genannt.

Indem sich der Islam auf ihn als ersten Muslim beruft, kann er den Anspruch erheben, doch die älteste Religion zu sein.

Auch andere große Gestalten der jüdischen und christlichen Geschichte (Salomo, Jesus) werden so vereinnahmt. Zu Offenbarungsträgern, zu Propheten und Vorbildern in Sachen Islam.
Was ja wörtlich Hingabe an den einen, wahren Gott bedeutet.

Wobei Juden und Christen aber vieles falsch verstanden haben, weshalb es einen weiteren Auserwählten geben musste, der den Glauben endlich richtig vermittelte.  :reader:

Bzw. Von höchster Stelle vermittelt bekam.

Mohammed. Das "Siegel der Propheten".

Da muss man erst mal drauf kommen.

Seine Lebensgeschichte sei kurz erzählt.

Er wurde um 570 im arabischen Mekka geboren.
Er wird früh Waise.
Findet ein Auskommen als Hirte und Karawanenführer im Dienst einer reichen Frau namens Chadischa.
Die schließlich seine Ehefrau wird.

Auf seinen Reisen hält Mohammed Augen und Ohren offen.
Kommt in Kontakt mit Juden und Christen.
Deren Glaube ihm schon imponiert.
Wären da nicht die vielen verschiedenen Fraktionen (Sekten), die einander das Leben schwer machen. 

Alle überzeugt, im alleinigen Besitz der Wahrheit zu sein.

Immerhin - die Richtung stimmt.  :-\

Die meisten Mekkaner sind noch Polytheisten.
Ihr Heiligtum ist die berühmte Kaaba.
Ein würfelförmiges Gebäude. Erbaut am Anfang der Schöpfung.
Von Vater Abraham persönlich gebaut - bzw saniert.
Darin ein obskurer (Meteor)Stein, einst vom Himmel gefallen.
Drumherum - Götzenfiguren en masse.  :o

Über die sich schon Abraham geärgert hat.
Erst recht über die üble Praxis, Pilger für den Besuch der Stätte teuer bezahlen zu lassen.

Also macht sich Mohammed ab 610 dran, mit dieser Misswirtschaft aufzuräumen.

Und wie!  :motz:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: AloisIrmel am 24.01.2019 14:41
Sehr informative, kurzweilige Information, lieber Wolfgang 👍✌ :up:

Herzlichen Dank dafür  :-*, ich hoffe, die Aufklärung geht bald weiter  :paper: :reader:

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 25.01.2019 18:27
 Danke für Dein nettes Feedback.

Schaugn mer mal. Dann seh' mer scho'  ;)
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 08.02.2019 20:32
610 nach Christus macht Mohammed eine Erfahrung, die seinem ganzen Leben eine neue Richtung gibt.

Schon oft hat er sich in die Wüste zurückgezogen, um in einer Höhle Einkehr zu halten.

Eines Tages kommt er nach Mekka zurück und verkündet seinen erstaunten Mitbürgern, ihm sei ein Engel des einen Gottes erschienen.

Gabriel.

Und der habe ihn damit beauftragt, künftig als Prophet zu sprechen.

In den Folgejahren erklärt er, was das bedeutet. Stück für Stück. Oder - Sure für Sure. 114 sind schließlich.

Die im Koran festgehalten werden.

Dem ultimativen Wort Gottes.

Religionsgeschichtlich interessant ist dabei das  Verständnis der Muslime von Offenbarung, aus dem ihr Selbstverständnis als wahre Gläubige erwächst.

Es reicht eben nicht, dass Gott sich Menschen offenbart. Wie  Juden und Christen sagen.
Undenkbar ist auch eine Menschwerdung Gottes. Gott ist nun einmal Gott.
Also wird das Wort - Buch.
Koran. Wörtlich - Rezitation. 
Dieser hat also die Bedeutung, die Christus in der Kirche hat.
Er ist die alles entscheidende Offenbarung Gottes an die Menschen.
Über alle Zweifel erhaben.  :o

Darüber kann man trefflich streiten.

Darüber wurde auch heftigst gestritten.

Ist das möglich? Ist das wahr?  :-\

Festzuhalten ist. Mohammed war schon ein Mann im gesetzten Alter. Er hätte sich zur Ruhe setzen können.

Und tut es nicht.

Im Gegenteil. Er polarisiert. Er macht sich Feinde unter denen, die das Sagen haben.
Dass ökonomisch wie sozial schwächer gestellte Mekkaner ihn als couragierten Sozialkritiker, Reformer/Revolutionär begrüßen, verschärft den Konflikt noch.

Mohammed riskiert letztlich sein Leben.

622 ist eine Situation unhaltbar. Er muss Mekka fluchtartig verlassen. Und findet Asyl in der Nachbarstadt Jathrib.

Später weltbekannt als Medina.

Die Stadt des Propheten.

Dieses Datum - Hedschra genannt - markiert die muslimische Zeitenwende. Den Beginn einer neuen Zeitrechnung.

Kritiker und Spötter könnten jetzt sagen: Die Muslime leben noch im (Spät-)mittelalter.

Und sagten es auch...   :-\







Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 09.02.2019 22:03
Es ist das Jahr 632. Über der arabischen Halbinsel weht die Flagge des Propheten.

In freundlichem grün, seiner Lieblingsfarbe.

Auch die mekkanischen Gegner ließen sich bekehren oder - sind verstummt.

Da passiert das Unvermeidliche. Mohammed stirbt. Womit sich die Frage stellt, wie es ohne ihn weitergeht.
Der Islam als patriarchalische Religion braucht einen neuen starken  Mann. Gerade in dieser Zeit des Umbruchs.

Nur. Der Prophet hinterließ keinen Sohn und Stammhalter. "Nur" Frauen - wenn auch besonders rührige.
Ich sage nur: Aischa, Mohammeds jüngste Ehefrau.
Tochter von Abu Bakr. Seines Zeichens Geschäftsmann, Freund und enger Mitarbeiter  des Propheten.

Oder Töchterlein Fatima. Blitzgescheit und hochgeachtet.  Verheiratet mit Abū l-Hasan ʿAlī ibn Abī Tālib.  Ein Vetter Mohammeds und sein erster männlicher Gefolgsmann.

Das ist schon was.

Somit fällt der Blick der Umma - der Gemeinde der Muslime - auf solche Kandidaten aus Mohammeds Familie, die -gut vernetzt und verbandelt - das Zeug haben, das Erbe zu verwalten.   

Die seine Nachfolger stellen. Beschützer der Gläubigen werden. Hüter der reinen Lehre. Mit einem Wort:

Kalifen.

Getreu der Devise. Es kann nur einen geben.

Oder doch nicht?  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Brujinek am 10.02.2019 00:40
Was sollen diese Beiträge hier in diesem Forum? Ein weiteres Puzzleteil auf dem Weg zur Übernahme des christlichen Abendlandes durch Ansichten, dass man z.B. lieber seine Tochter ermordet, als ihr einen freien Willen zuzugestehen???
Kann nur mit dem Kopf schütteln.
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Die Schäfin am 10.02.2019 00:44
Hier sind viele, die De Wolfs Beiträge zu schätzen wissen. Er gibt sich viel Mühe, QD-relevantes Wissen zusammenzustellen. Auf die Art kann man sich vieles viel besser merken, weil man die Zusammenhänge versteht.
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 10.02.2019 15:51
Zitat von: Die Schäfin am 10.02.2019 00:44
Hier sind viele, die De Wolfs Beiträge zu schätzen wissen. Er gibt sich viel Mühe, QD-relevantes Wissen zusammenzustellen. Auf die Art kann man sich vieles viel besser merken, weil man die Zusammenhänge versteht.

Dankeschön, liebe Schäfin, für Deinen Beitrag, der zeigt, warum diese Quizipedia mit ihren vielen verschiedenen Themen entstanden ist.

Es lohnt sich also reinzuschauen, zu "stöbern" und sich ein Bild zu machen. 

Herzliche Einladung.

Auch dazu, meine Beiträge zu kommentieren, zu ergänzen oder - kritisch gegenzulesen.

Was das weite Feld der Religionen angeht, ist mir das besonders wichtig.

Mancher Streit wird vermieden, wenn mensch sich informiert, Fakten kennt, Hintergründe erkennt, Zusammenhänge aufdeckt.

Wenn jemand weiß (oder zumindest versteht) wie der andere "tickt". Was einen vielleicht doch mit ihm verbindet.

Darum geht es mir. Um Verständnis. Hier ganz besonders.

In diesem Sinne: Weiter im Text.  ;)


Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 10.02.2019 16:13
Der erste Kalif wird tatsächlich Abū Bakr (632 - 634).

Entsprechend groß war die Enttäuschung im Lager Alis, der aber zunächst nachgab und dem Konkurrenten die Treue schwor.

So konnte Abu Bakr sich als erstes dranmachen, den endgültigen Text des Korans zu - fixieren.

Hier war ein Problem entstanden, dass die anderen Schriftreligionen auch kannten.

Augen- bzw. Ohrenzeugen sterben. Mündliche Überlieferungen werden "unsicher". Traditionsketten reißen ab.

Es schlägt die Stunde der Rechercheure, der Schreiber, der Redakteure.

Hier zeigt sich im Grunde, dass auch der Koran nicht vom Himmel gefallen ist, sondern eine Geschichte hat.

Aber das nur nebenbei.

Interessant ist auch, dass mit diesem ersten Nachfolger Mohammeds die laaange Phase der islamischen Expansion begann.

Es gab erste Zusammenstöße mit oströmischem/byzantinischem Militär.

Das von langen Kriegen mit den konkurrierenden Persern geschwächt war.

Eine alte Geschichte: Christen hier - Zoroastrier dort.

Die sich jetzt einem neuen, starken, dynamischen Gegner stellen müssen.  :-\






Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 15.02.2019 19:49
Der nächste Kalif ist ʿUmar ibn al-Chattāb oder kurz Omar (634–644).  Durch ihn wird der Islam zur Großmacht im vorderen Orient.

Das bekommen zunächst die Byzantiner zu spüren, die Palästina und Ägypten verlieren.

Eine schöne Geschichte erzählt, dass der Jerusalemer Patriarch Omar einlud, die heiligen Stätten der Stadt zu besuchen (638).

Er hat es abgelehnt, um ja keinen Nachfolger zur Besitznahme zu verleiten.

Respekt!

Auch das (neu-)persische Reich kann dem Ansturm der Araber nicht lange widerstehen.

Selbst seine berüchtigten Kataphrakten  - direkte Vorläufer unserer edlen Rittersleut'- können nichts mehr reißen sondern zeigen sich der leichten Kavallerie des Gegners unterlegen.

So wird die alte Großmacht Persien zur arabischen Provinz. Heute ist das Land als Iran bekannt.

Angesichts der anhaltenden Expansion stellt sich die Frage. Was tun mit den Unterworfenen?

Missionieren? Bekehren - womöglich auch unter Zwang? 

Die Antwort ist klar. Toleranz gegenüber Angehörigen der anderen Schriftreligionen.

Allerdings bekommen sie einen Status als  "Schutzbefohlene" bzw. Bürger zweiter Klasse.  :(

Gerade Sondersteuern schaffen einen Anreiz zu konvertieren.  :-\

So wird das Reich gefestigt und die Expansion kann weitergehen.   



Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 19.02.2019 10:56
Auf Umar ibn al-Chattab folgte ʿUthmān ibn ʿAffān, auch Osman oder Usman genannt (644–656).

Eine Entscheidung, die sechs illustre "Gefährten des Propheten" quasi unter sich ausgemacht hatten.
Was den  zahlreichen Anhängern Alis sehr missfiel, die ihre Stunde längst gekommen sahen.

Konflikte waren also vorprogrammiert.

Zumal der neue Kalif die Expansion des Reiches weiter vorantrieb, Machtpositionen mit Verwandten und Parteigängern besetzte und somit offenen - Nepotismus betrieb.

Auch sonst war seine Regierungsbilanz durchwachsen.

Zwar bekam der Koran in seiner Zeit seine endgültige Fassung.

Aber um den Preis, dass - anders als im Christentum -  alternative Überlieferungen ausgemerzt wurden und besondere Lesarten oder auch private Abschriften verboten und - vernichtet wurden.  :'(

Was manchen Gläubigen der ersten Stunde vergrätzte.

Immerhin: Muslime werden positiv vermerken,  dass Händler in dieser Zeit den Islam bis nach China brachten, was dann auch zu diplomatischen Kontakten führte.

Auch als Eroberer machte sich Osman einen Namen.

Von Ägypten aus wurde das reiche Tripolitanien erobert.
Im Süden wurde Nubien tributpflichtig. Weite Gebiete zwischen dem Kaspischen Meer und dem Schwarzen Meer wurden (langsam) islamisch.
Ebenso Chorazan - eine Region die Teile des Irans, Afghanistans,  Tadschikistans, Usbekistans und Turkmenistans umfasste.  :-\



Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 19.02.2019 10:56
Vielleicht eine  Karte zur Orientierung?

https://en.wikipedia.org/wiki/Rashidun_Caliphate#/media/File:Mohammad_adil-Rashidun-empire-at-its-peak-close.PNG

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 19.02.2019 11:03
Das Ende Osmans war gelinde gesagt - unrühmlich.

Eine ägyptische Gesandschaft hatte es gewagt, sich beim Kalifen zu beschweren, da dieser - richtig - einen Gefolgsmann als Gouverneur bestimmt hatte.   :motz:

Osman empfing die Leute freundlich - nur um hinter ihrem Rücken die Anweisung zu geben, sie bei der Rückkehr zu bestrafen.

Der Plan flog auf. Die Verratenen griffen zur Selbsthilfe und - Osman war nicht mehr...

Klingt merkwürdig vertraut - nicht wahr?  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Abdou am 19.02.2019 13:10
Ich als Muslim verfolge deine Beschreibungen mit interesse.
Wirklich toll gemacht!
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Klumpenkaiserin am 19.02.2019 14:52
immer wieder toll deine Ausführungen!
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 19.02.2019 19:53
Danke für die ermutigenden Feedbacks.

Brauche eine kleine Pause von der Historie.

Doch ich hoffe auf Eure Unterstützung, wenn ich einfach mal frage: Was feiern die Muslime an "Maulid an-Nabī".

Und bitte nicht drängeln.  :winke:

 
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Doris237🐉 am 20.02.2019 00:42
In allen Ehren, Geschichte, Mythen, Religionen, Weltanschauungen usw.begreiflich zu machen.... Dann sollte genauso ausführlich das Christentum, der Buddhismus, Hinduismus, Sikhismus, Satanismus und weiß der Teufel, was es noch alles so gibt, erklärt werden und dafür die Werbetrommel geschlagen werden!
Oder für Kapitalismus, Kommunismus, Feudalismus auch(ach ja, es gab und gibt da noch Einiges mehr).
Politik und Religion muss jeder selbst mit sich ausmachen!
In diesem Sinne:
   
    Wer Gott nicht fürchtet, muss vor dem Teufel keine Angst haben
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 20.02.2019 01:11
Oh. Was haben wir denn da?

Einen kleinen Troll?

Wollen wir ihn füttern? Was denkt Ihr, liebe Foristas?
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Sisterinheart am 20.02.2019 11:24
@Doris237

Schon mal in das Inhaltsverzeichnis der Quizipedia geschaut?

Die Kapitel zu Buddhismus, Hinduismus und Päpsten gibt es längst, auch in den Zusammenstellungen von Fragen aus dem 2000er Bereich verbirgt sich natürlich Politik.

Es geht in der Quizipedia nicht um Werbung für einzelne Kategorien aus QD, sondern um eine Darstellung von Fragen und Antworten im zeitlichen, inhaltlichen und räumlichen Kontext, weil man sich die Inhalte besser merken kann.

Ich sach nur Mekka, Mekka, Medina, Medina.    :-\

Geboren, erobert, Moschee gebaut, gestorben.  :think:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Bine05 am 20.02.2019 12:29
So viel mecka mecka mecka.....

nun, "Maulid an-Nabī"  ist arabisch und heißt übersetzt "Geburtstag des Propheten"

Und genau wie hier gerade, im Forum, ist der genaue Tag in der islamischen Welt nichtunumstritten. Hier natürlich das "große Ganze", dort der "großeTag".

In Indonesien und Malaysia ist der Tag genau festgelegt und wird als Staatsfeiertag Jahr für Jahr gefeiert. Und zwar am 12. Tag des Monats Rabīʿ al-auwal des Islamischen Kalenders.

Da aber der Tag nicht wirklich gesichert ist und die ersten Generationen der Muslimen, quasi Zeitzeugen, ihn nicht gefeiert haben,  wird er in den verschiedenen Ausrichtungen des Islams - insbesondere bei den Sunniten- aber auch sehr kontrvers gesehen und ist nicht frei von Kritik.
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Bine05 am 20.02.2019 12:56
Übrigens ist auch der 24.12., der Tag an dem alle Christen weltweit Christi Geburt gedenken, nicht unumstritten oder gar belegbar. Auch der Geburtsmonat Dezember ist nicht beweisbar......aber das gehört woanders hin!  ;)
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 20.02.2019 21:38
@Sis und Bine

Dankeschön für Eure Unterstützung.  :winke:

@Bine

Neues Testament kommt in Kürze. Versprochen. Altes Testament braucht noch etwas Zeit.   :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: mo.ber am 21.02.2019 20:27
Ich bin durch Zufall auf den Thread gestossen, tolle Arbeit, gelungene Ausführungen und wertvolle Hintergrundinfos  :up:von Euch auch für mich 'mit einem halben Immigrationshintergrund'  :cheers:...Ein vielleicht kleiner 'nüchterner' Beitrag von mir, das Wort Alkohol ist wie viel Begriffe
die  mit Al beginnen wie Algebra, Algorithmus etc auch aus dem Arabischen entlehnt, auch wenn es meines Wissens im QD nicht abgefragt wird...:winke:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 22.02.2019 19:35
Dankeschön für die Ergänzung.

QD relevant ist auf jeden Fall, dass die meisten Sterne arabische Namen haben.

Ich saach mal.  Algol, Altair, Ras Algethi, Aldebaran, Rigel oder Wega.

Die Wüstensöhne hatten nicht nur ein Faible für den nächtlichen Himmel.
Bauten neben Minaretten - imponierende Sternwarten:
Sie bewahrten auch viel antikes Wissen (sprich: Erkenntnisse der alten Griechen) , das das christliche Abendland (die "Lateiner") schlicht vergessen oder verdrängt hatte. 
Mit der Folge, dass hier erst einmal finstere Zeiten anbrachen, bis dann zu Beginn der Neuzeit das Blatt sich langsam wendete.

Aber dat krieje mehr später. Versprochen...  ;)
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 22.02.2019 19:39
Und damit wieder  - weiter im Text...  :winke:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 22.02.2019 20:17
Kommen wir zurück zur Fraktion Alis.

Fast 25 Jahre hatte sie auf ihre große Stunde gewartet.

Bei der damaligen Lebenserwartung beinahe ein Menschenleben. 

Aber jetzt war sie am Ziel.

Ali wurde Kalif. Und - war umstritten von Anfang an.

Zum einen, weil die Aufständischen ihn unterstützten und damit der Verdacht aufkam, er habe mit dem Tod seines Vorgängers zu tun.

Zum anderen, weil es es prominente Prophetengefährten und Verwandte gab (Aischa), die über Uthmans  Ableben nicht traurig waren - ohne deshalb Ali besonders zugetan zu sein.

Das schuf eine explosive Stimmung. Eine parteipolitische Gemengelage, die Alis Stellung kontinuierlich schwächte.

Als Anhänger versuchten, Gegner mit Waffengewalt zum Treueid zu bewegen - war der Bruderkrieg da.

Alis militärische Bilanz war durchwachsen.

Er verlor die Kontrolle über den reichen Jemen  und den Hedschas, das eigentliche islamische Machtzentrum  mit den Heiligen Städten Mekka und Medina.

Dafür stärkte er seine Position im Norden - im Raum des alten persischen Reiches.

Besiegte in einer legendären Schlacht die Leute Aischas.

Nur um kurz darauf - am 28. Januar 661 - einem Attentat zum Opfer zu fallen.

Nach Zeitrechnung der Muslime war das am 21. Ramadan des Jahres 40.

Also ausgerechnet im Fastenmonat, dem Neunten des islamischen Kalenders :o

Das Ergebnis?

Kurz gesagt.

Eine dauerhafte Spaltung der islamischen Gemeinde (der Umma - genau).

Hier die Mehrheit der Muslime. Die Sunniten, die "Orthodoxen", die Rechtgläubigen (zumindest nach eigenem Verständnis), die Alis Legitimation bis heute bezweifeln. (ahl as-sunna bedeutet Volk der Tradition)

Dort die Minderheit der Schiiten (bis heute die Mehrheit im Iran), für die - logisch - die ersten Kalifen nicht zählen.
(Ihr Eigenname bedeutet schlicht Fraktion, Partei oder Gruppe. Wobei - richtig - Ali zu ergänzen wäre.) >:D

Was am Ende der Zeiten aller Welt offenbart wird, wenn Ali zurückkommt,  um klare Verhältnisse zu schaffen.

Noch Fragen?  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Bine05 am 22.02.2019 21:28
Ja. Glauben auch die Muslimen an eine Art "Tag des jüngsten Gerichts"? 
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Sisterinheart am 22.02.2019 22:11
Zitat von: Bine05 am 22.02.2019 21:28
Ja. Glauben auch die Muslimen an eine Art "Tag des jüngsten Gerichts"?

Und wie: https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCngster_Tag_%28Islam%29?wprov=sfla1

Mit Auferstehung und allem drum und dran....
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Bine05 am 22.02.2019 22:18
Oha. Der wird dann 50.000 Jahre andauern. Verstehen kann man das, da es viele Menschen gibt und gab. Allerdings.....besteht bis dahin der Planet Erde noch/immer noch? Aber gut. Es ist ja ein "Glaube" -kein "Wissen".
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Abdou am 23.02.2019 09:41
Das Leben auf der Erde ist für den Muslim nur eine Übergangsstation zum 'Jenseits'.
Zwei Engel notieren alles was ein Mensch in seinem Leben anstellt, diese detaillierte 'Biographie' wird einem dann von Gott nach dem Tod vorgelegt. Wenn die guten Taten überwiegen, kommt man ins Paradies, und wenn andersrum geht es in die Hölle.
Das Leben eines Muslims basiert also nur für das Paradies zu 'arbeiten'.

Und noch etwas: Was viele Menschen missverstehen und weswegen es auch leider aktuell diesen Hass gibt: Der Muslim kann trotz seiner Verpflichtungen gegenüber Gott ein freies Leben führen. Der Unterschied ist dass die Muslime den Koran wörtlich ernst nehmen (Wer über den Koran urteilen will soll ihn lesen) und das praktizieren was ihnen vorgegeben wird (Tut das ein moderner Muslim heutzutage noch? :-\ ).
Naja, mehr brauche ich dazu ja nicht sagen. Ich denke man kann sich denken was ich meine.
So mal grob für die Laien erklärt.
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 26.02.2019 20:57
Vielen herzlichen Dank für die Unterstützung bei diesem Brett.

Hab lange überlegt, ob ich mir das Thema zu eigen mache.

Mir ist klar, dass es zu Diskussionen einlädt, die weit über QD hinausgehen.

Aber gemeinsam werden wir es schon schaffen, manches in ein neues, klareres Licht zu rücken. :up:

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 26.02.2019 21:22
Es gibt ja Forschungen, die besagen, dass Religion eine echte Hilfe bei der individuellen Lebensgestaltung sein kann.

Eine positive Kraft zum Leben. Kern einer optimistischen Grundhaltung. Ich saach mal: Leben und leben lassen.

Dummerweise gibt es aber auch genug Belege, dass Religion im Großen zu gewaltigen Konflikten führen kann.

Ich denke, dass wird deutlich bei dem Zukunftshorizont der Schia, der apokalyptischen Szenarien der Bibel so ähnlich ist.

Recht verstanden steckt hinter solchen Apokalypsen eine positive Botschaft.

Mögen die Zeitläufe auch noch so verworren sein und das Unrecht triumphieren - am Ende wird alles gut

Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.  ;)

Womit auch die Auferweckung der Toten in den Blick kommt.

Die ultimative Chance auf einen Neubeginn, allen negativen Lebenserfahrungen zum Trotz.

Das war die Hoffnung, die Juden und Christen in Zeiten der Verfolgung half, den Mut nicht sinken zu lassen.

Vielleicht haben sich auch die Schiiten darauf besonnen, weil sie - subjektiv gesehen - Unrecht durch die Mehrheitspartei erfahren hatten.

Dass sie sich sagten: Am Ende der Zeiten kommt der große Erlöser und dann wird alle Verwirrung enden.

Spannend wird's natürlich, wenn so eine Lehre dazu benutzt wird, alle Ungläubige zu verdammen.

Wenn eine Drohkulisse aufgebaut wird, um die eigenen Leute bei der Stange zu halten.

Echte Gefolgsleute heranzuziehen, die - komme was wolle - bei der Stange bleiben, weil das ihre einzige Chance ist, dem finalen Weltgericht zu entkommen.  :baseball:

Da haben wir wir wieder die alte Gretchenfrage.

Verlassen wir uns auf unser Gefühl? Oder doch auf Namen, Lehrsätze, Glaubensformeln?

Warum wird Glaube immer wieder exklusiv verstanden?  Warum nicht - inklusiv? Mit Blick auf den Nächsten? Auch den fernen Nächsten?

Und damit weiter im Text - und "näher an QD"...  :up:

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 07.03.2019 21:27
Trotz aller Diskussionen und Kämpfe im Inneren.

Der Islam expandiert weiter. Und kann expandieren, weil er der großen Gemeinde und dem einzelnen Gläubigen keine komplizierten Glaubenslehren aufdrückt (wie das die Christen leider oft getan haben). Es geht im Prinzip um lebensnahe, alltagstaugliche Aufgaben, die der Gläubige zu erfüllen hat, um seinen Platz im Leben, in der Gemeinschaft der Gläubigen und vor seinem Gott zu finden.

Womit wir bei den fünf Säulen des Islam (Arkan) sind:

1. Der Schahada. Dem Bekenntnis zu dem einen Gott. Das den Muslim mit den Juden verbindet - und mit erheblichen Einschränkungen auch mit uns Christen.

Wichtig ist der arabische O-Ton des Bekenntnisses (Kalima), den schon das Kleinkind in die Wiege gelegt bzw. ins Ohr geflüstert bekommt.

Lā ilāha illā ʾllāh(u)
Muḥammadun rasūlu ʾllāh(i).

Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist sein Prophet.

Wer diese Worte dreimal vor muslimischen Zeugen ausspricht - ist Muslim.
So einfach und unbürokratisch ist der Eintritt.
Wobei ein Austritt schwierig bzw. nicht vorgesehen war (und ist)...  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 07.03.2019 21:29
Wobei Dissidenten, Apostaten, Renegaten es auch in anderen Religionen schwer hatten (und haben).   :'(
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 08.03.2019 12:35
Mindestens so wichtig wie das Bekenntnis ist

2. das Gebet (Salāt).

Und zwar 5 mal am Tag - vor Sonnenaufgang, am Mittag, Nachmittag, kurz nach Sonnenuntergang und vor dem Schlafengehen.

Dieses Gebet geschieht nach strengen Regeln.
Es beginnt mit einer rituellen Reinigung.
Gebetet wird natürlich in arabisch und in die richtige Richtung (Kibla).
Also nach Mekka, dem Zentrum des Glaubens.
Weshalb manche moderne Muslime Gebetsteppiche mit Kompass  haben.
Oder eine entsprechende App im Handy.  ;) 

Durch das Gebet bekommt der Tag eine feste Struktur und eine geistliche Dimension.
Ähnliches gibt es übrigens auch im Christentum. 
Denken wir an Martin Luthers  Morgen-, Mittags- und Abendgebet.
Oder an die Horen (Stundengebete) in den Klöstern (QD relevant die - Vesper).  O:-)
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 09.03.2019 13:00
Kommen wir 3. zu Zakāt. Der Armen- bzw Almosensteuer.

Das bedeutet: Reichere Muslime sind gehalten, an Ärmere zu denken und dafür zu sorgen, dass die Schere nicht immer weiter auseinander geht.

Alles natürlich im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, sprich der Leistungsfähigkeit, der Vermögenssituation, der Einkünfte.

Zwischen 2,5 und 10 Prozent des Einkommens/Vermögens sollte es aber schon sein. (QD-relevant ist der untere Richtwert.) 

Klingt nicht schlecht - oder? Diese soziale Komponente des Islam hat zu seiner langen Erfolgsgeschichte sicher viel beigetragen.  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 09.03.2019 13:07
Den Gedanken der sozialen Gerechtigkeit bzw. der Sozialgesetzgebung finden wir natürlich auch in den anderen Religionen.

Ein Link dazu?

https://de.wikipedia.org/wiki/Armenversorgung  :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 10.03.2019 21:24
Punkt 4 ist

die Saum. Das Fasten im Monat Ramadan.

Und zwar in der Zeit zwischen Sonnenaufgang- und Sonnenuntergang. Neben Essen und Trinken ist auch Rauchen zu unterlassen. Ebenso - Sex.

Interessant ist, dass das Fasten in bestimmten Erdteilen leichter fällt als anderswo. Hängt davon ab, wie lange Tag ist.  :-\

Wer körperlich schwach oder krank ist kann vom Fasten Abstand nehmen. Schließlich darf der Gläubige keinen Schaden nehmen.  :up:

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 10.03.2019 21:26
Auch der Gedanke des Fastens ist aus anderen Religionen bekannt.

Ich saach mal:  Die christliche Aktion "Sieben Wochen ohne..."  ;)
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 11.03.2019 17:36
Schließlich und endlich 5.

Der Höhepunkt im Leben aller Gläubigen. Der Hajj (Haddsch): Die Wallfahrt nach Mekka mit Besuch der Kaaba und der Al-Harām-Moschee, die Raum für über 800 000 Menschen bietet.

Rücken alle eng zusammen, sollen es sogar eine Million sein. 

Die Hajj sollte Jede(r) einmal im Leben antreten.
Voraussetzung ist natürlich Gesundheit und ein gewisses Finanzpolster. 
Obwohl Reiche Bedürftigen auch hier unter die Arme greifen dürfen. 

Das Beeindruckende ist sicher, Muslime aus allen Teilen der Welt zu begegnen.
Alle in ein schlichtes weißes Gewand gekleidet, was soziale Unterschiede bedeutungslos werden lässt.

Allerdings bleibt die Reise trotz mittlerweile guter Logistik ein Abenteuer.
Vor allem Angesichts der Menschenmassen, die unterwegs sind (s.o.).

Der stolze Heimkehrer darf sich dann Hāddsch (Hadschi) nennen.
Die Frau Hāddscha. 
Ein Ehrentitel, auf den auch die Nachkommen stolz sind.

Wie die Geschichte eines gewissen Hadschi Halef Omar,
Sohn des Hadschi Abul Abbas
und Enkel des Hadschi Dawuhd al Gossarah beweist...  ;)




Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 26.03.2019 16:50
Bleiben wir noch etwas bei Grundlagen des Islam.

Und kommen wir heut mal zur - Scharia.

Scharia bedeutet zunächst einmal die "geoffenbarte Religion" an sich.

Und dann, dass die Offenbarung auch Grundlage der allgemeinen Rechtsprechung ist.

Wobei das Verb scharaa (šaraʿa) soviel bedeutet wie: Den Weg weisen bzw. vorschreiben.

Gemeint ist der Weg zu einer Quelle im öden Land.

Welches der richtige Weg, muss immer wieder neu geklärt bzw. entschieden werden.

Wobei neben dem Koran auch Worte und Taten des Propheten (Hadith) und Kommentare bedeutender Rechtsgelehrter wichtig sind.

Alles zusammen ergibt die Sunna.

Insofern ist Scharia ein dynamisches Regelwerk.

Das Wort Gottes hat also durchaus eine Geschichte. Die muss studiert, interpretiert und ausgelegt werden.

Was Fundamentalisten natürlich (?) ausblenden, für die es nur einen Weg geben kann.

Nämlich den Eigenen.

Ähnlich ist es auch mit dem Judentum.

Wo der Schüler von seinem Lehrer (Rabbi) nicht nur die Thora bzw den Tanach, sondern auch die verschiedenen Auslegungen der Väter lernt.

Im Christentum ist es auch nicht viel anders.

Gerade im Katholizismus, wo neben der Bibel eben auch die kirchliche Tradition wichtig ist.

Aber das nur nebenbei...  ;)
 
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 08.04.2019 13:13
Kehren wir zurück zur islamischen Expansion.

Das byzantinische Reich verliert beständig an Größe.
Es wird letztlich auf Kleinasien zurückgeworfen. Verliert die Hälfte seiner Untertanen und entsprechend hohe Steuereinnahmen. 

Angriffe auf Konstantinopel können knapp abgewehrt werden.

In Nordafrika dagegen gibt es kein Halten mehr. 

711 wagt der Feldherr Tāriq ibn Ziyād den Angriff auf die iberische Halbinsel.

Bei einem markanten Berg, der folgerichtig den Namen Berg des Tarik (Djebel al Tarik) bekam und heute als Gibraltar bekannt ist.

Im selben Jahr bereits verliert Roderich, der König der Westgoten,  die Schlacht am Río Guadalete und mit dieser sein Reich und sein Leben.  :'(

In weiteren schnellen Feld- bzw Raubzügen (Razzien) erreichen die Muslime Navarra und damit die Pyrenäen.

Das Einzige, was sie bremst, sind Streitigkeiten über die Verteilung der Beute.  :motz:

Bald stoßen sie in den Süden und Westen Frankreichs vor.

Erst in der  Schlacht von Tours und Poitiers 732 gelingt es dem fränkischen Heerführer Karl Martell mit Hilfe von Aquitaniern, Langobarden, Sachsen und Friesen die Angreifer zu stoppen.

Die Schlacht wird - episch ausgeschmückt - zu einem Gründungsmythos Europas.  :reader:

Karl Martell bekommt den Titel "Retter des Abendlandes".

Der historische Befund ist eher - bescheiden.

Wahrscheinlich war das Ganze eher eine  weitere Razzia bzw ein Scharmützel unter vielen.
Es endete aber folgenreich.
Denn der muslimische Anführer Abd ar-Rahman fiel im Kampf.
Woraufhin seine frustrierten Männer den Rückzug in wärmere Gefilde antraten.  :(

A propos Mythos.

Etliche Moscheen in Europa tragen heute den Namen Tariks. Etwa die in Gelsenkirchen.

Und die Doppelschlacht kennt man heute im islamischen Raum als ,,Schlacht der Millionen Tränen".

Lassen wir das mal setzen... :-\

 
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 13.04.2019 21:17
Auch die Folgezeit ist von Konflikten gezeichnet. Denn Karl Martells Enkel, Karl der Große (der "Vater Europas"), frönte in seinen Kaiserpfalzen (Aachen)  keineswegs dem Müßiggang. Er vergrößerte und festigte das Frankenreich.

Errichtete etwa eine eigene Grenzprovinz gegen die Muslime: Die spanische Mark.

Im selben Atemzug aber - schickte er eine diplomatische Gesandschaft unter Leitung eines polyglotten Juden namens Isaak nach Bagdad  zum Kalifen Harun al Raschid.

Der Besuch wurde freundlich empfangen und reich beschenkt.

Als Isaak nach Jahren wieder heimkehrte, hatte er sogar einen echten Elefanten im Gepäck.

Ein wahrlich würdiges Geschenk unter Herrschern und zugleich ein unübersehbarer Hinweis auf den Reichtum und die militärische Stärke des Kalifats.

Wie geht das zusammen?

Die Doppelstrategie des Kaisers erklärt sich draus, dass er im Osten einen Bündnispartner gegen den byzantischen Konkurrenten suchte.

Während der gute (?) Harun den Muslimen in Spanien nicht gerade wohl gesonnen war.
Hatten die doch ein konkurrierendes Großreich errichtet.
Das Emirat und spätere Kalifat von Cordoba.
Damals die größte und modernste Metropole Europas... 
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 13.04.2019 21:18
Merke: Der Feind meines Feinde ist mein Freund.  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 13.04.2019 21:36
Bei einem Feldzug in Spanien geriet übrigens Karls Nachhut in einen Hinterhalt.   :o

Den hatten christliche Basken gelegt, um sich für Plünderungen zu revanchieren. Das war nun wirklich kein würdiges Verhalten unter Christenmenschen, aber - unter den Waffen schweigen bekanntermaßen die Gesetze.  :baseball:

In diesen Kämpfen kam auch ein Ritter namens Roland ums Leben.  :( 

Aus dieser eher unrühmlichen Episode wurde dreihundert Jahre später das Rolandslied, ein Nationalepos Frankreichs. 

Da war natürlich von den Basken keine Rede mehr.

Sondern davon, wie sich Roland mit  12 (!)  assortierten Recken bis zum letzten Mann gegen  abertausende Muslime behauptet.

Epischer Stoff. So recht nach dem Geschmack der Kreuzritter, die in dieser Zeit die Rückeroberung Spaniens  - die Reconquista - betrieben.

Aber das ist eine andere Geschichte...  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 03.08.2019 19:37
Womit wir zum Dschihad kommen.

Einem Wort, das in der Regel mit "Heiliger Krieg" übersetzt wird.

Der gerade jungen Muslims auf Sinnsuche von fragwürdigen "Lehrern" als DIE wahre Säule ihrer Religion verkauft wird.

Ist sie nicht. Und als "sechste Säule" durchaus umstritten.

Aber welche Bedeutung hat er? 

Das Wort ist im Koran und in der Sunna höchst vielschichtig konnotiert. Es umfasst im Grunde jede Anstrengung auf dem Weg Gottes und viele Formen des Einsatzes für die Ummah - die Gemeinschaft der Gläubigen.

Das hat es übrigens mit dem englischen Begriff Crusade gemeinsam, der neben dem "klassischen" Kreuzzug auch Missionsveranstaltungen beschreibt.

Es ist hier wie dort die Absicht zu spüren, den religiösen Eifer der Gläubigen in geordnete Bahnen zu lenken und im Einsatz von Gewalt feste Regeln zu etablieren.

Etwa den Krieg als Mittel zur Selbstverteidigung zu erlauben.

Mit - bescheidenem Erfolg.  :'(

So stehen Dschiihad und Kreuzzug in einer dramatischen Wechselbeziehung - bis heute...  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Abdou am 03.08.2019 20:08
 :up:
Der Dschihad wie er heute existiert hat mmn. nix mit der Sharia zu tun, das berichten unter anderem Rückkehrer.
Das Wort ist sehr umstritten, und es wird vor allem heute oft miss- oder garnicht verstanden. Aber es symbolisiert irgendwie Gewalt im Kontext mit dem Islam, sodass es aktuell leider viele Menschen als DEN Beweis für die Bedrohung des Islam im generellen und die gewalttätigen Triebe der Muslime, benutzen.
Was natürlich völliger Quatsch ist...
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 03.08.2019 20:30
Danke Dir, lieber Abdou für Deine Ergänzungen.

Ein übles Beispiel ist die "Sippenhaft" die Muslime seit 9/11 erleben. Islam gleich Islamismus gleich Terror.

Prediger auf der anderen Seite malen derweil mit Blick auf "den Westen" den Satan an die Wand.

Das Bild ist komplex und es gibt nicht nur schwarz und weiß oder grau.

Ein interessanter Fall war der des irakischen Diktators Saddam Hussein, der zur Legitimation seiner Angriffskriege die Dschihadkarte zog.

Da hat ihm die hoch angesehene Fakultät der Kairoer Universität eine Abfuhr erteilt und das Unrecht beim Namen genannt. 

Respekt!  :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 15.09.2019 20:34
Damit kommen wir zu einem weiteren Begriff, der im Abendland gewissen Assoziation auslöst.

Ich sage nur:  Salman Rushdie

Fatwa.

Was ist eine Fatwa? Das ist - schlicht und ergreifend - ein Rechtsgutachten, das Gläubige bei einem Rechtsgelehrten (Fiqg) oder einer religiösen Autorität (etwa einem Mufti) einholen.

Wobei die Rechtsverbindlichkeit der Auskunft davon abhängt - ob die Autorität anerkannt wird bzw. welches  Ansehen sie in der Gemeinde hat.

Im sunnitischen Islam ist das a bisserl schwierig, weil es hier einen Vielzahl von Rechtsschulen gibt.

Und kein übergeordnetes "Lehramt", das  das letzte Wort hätte...

Das kann dann in der Praxis bedeuten, dass zu einer Fatwa eine Ergänzende hinzukommt. Oder weitere. Und Experten dann einen Kompromiss ausarbeiten.

Oder - dass eine Fatwa verfasst wird, um eine besonders "islamische Politik"  zu unterstützen.

Ggf. auch - um Politikern Grenzen aufzuzeigen.

Wie das Anno 2000 / 1421 in Ägypten geschah, wo der Großmufti Scheich Nasr Farid Wassal eine Tabak-Fatwa erließ, um eine nationale Antiraucherkampagne zu unterstützen.

Es dürfte klar sein, wie sein Votum ausfiel. Und dass es Widerspruch durch andere Autoritäten gab.  :smoke:

Interessant ist auch der Fall, dass anläßlich der Fußball WM Anno 2006 / 1427 der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadineschad ankündigte, das strenge Stadionverbot für Frauen aufzuheben.

Das war wirklich eine steile Vorlage. Und die entsprechende Fatwa des Ajatollah Mohammad Fazel Lankarani ließ nicht lange auf sich warten.  >:D

Womit wir bei der schiitischen Glaubensrichtung angekommen sind. Und letztlich nochmal beim "Verfahren" in der Sache Rushdie...

Der hatte das Pech, mit seinen Satanischen Versen den Zorn des Ayatollah Chomeini zu erregen, der dem "Ketzer" per Fatwa den Tod androhte.

Und das war eine ernste Sache, weil bei den Schiiten die Ayatollahs tatsächlich Instanzen sind, deren Urteile allergrößte Achtung beanspruchen.

Wobei es da auch mal Kontroversen, oder gar Richtungs- und Machtkämpfe gegeben haben soll.

Nicht in diesem Fall.

Der unorthodoxe Schriftsteller brauchte erst mal Polizeischutz. Und lebt bis heute gefährlich. :(   



Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Sisterinheart am 15.09.2019 20:46
Immerhin: Er lebt.  :reader:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 16.09.2019 12:02
Und schreibt unter Pseudonym...  :paper:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 30.11.2019 14:16
Blicken wir auf das Haus des Islam um das Jahr 1000 bzw. 390  :-\.

Viele Kammern.

Viele unterschiedliche Bewohner.

Angestammte und - Neuzugänge.

Konvertiten, die ja oftmals einen besonderen Glaubenseifer an den Tag legen.

Das gilt in besonderer Weise für die Seldschuken. Ein kriegerisches Turkvolk aus der kasachischen Steppe, das mit der Zeit expandierte und sich dem sunnitischen Islam zuwandte.

Seinen Namen leitet das Volk (und seine Herrscherdynastie) von seinem legendären Anführer Seldschuk ab.

In seiner Bedeutung ist er (grob) mit dem Franken Chlodwig vergleichbar, dessen Glaubenseifer ja auch mit großen politischen Ambitionen einherging.

Aber das nur nebenbei.

Unter Seldschuks Nachfolgern ging die Expansion weiter. Tughrul Beg eroberte große Teile Persiens und den Irak. Vom Kalifen in Bagdad erhielt er den Titel eines Sultans und Beschützers der Gläubigen.

Das Volk aus der Steppe war nun die führende Macht im Nahen und Mittleren Osten.

Was auch die Byzantiner schmerzlich zu spüren bekamen.

In der Schlacht von Manzikert 1071 erlitten sie eine krachende Niederlage und verloren die Kontrolle über Anatolien.

Womit auch Konstantinopel (wieder einmal) akut bedroht war.

Grund genug für den Kaiser, sich nach Bundesgenossen umzusehen. Fündig wurde er im Westen Europas, wo der Papst sich erbarmte und den Kampf gegen die Muslime zur Chefsache machte.

Unter dem Motto "Gott will es" begann das Zeitalter der Kreuzzüge.  :'(
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 06.12.2019 12:57
Ach ja - die Kreuzzüge.

Wer macht sich da nicht alles auf den Weg?

Menschen, die mit Eifer dabei waren. Idealisten, Träumer, Visionäre.

Aber auch etliche arme Ritter, die zuhause kein Auskommen mehr fanden. Üble Haudegen. Verbrecher, die die Chance auf Sündenerlass und fette Beute witterten.

Einfache Leute, die hinter jeder Wegbiegung schon Jerusalem sahen - und Ungläubige zuhauf, die es zu bekämpfen galt.

Was bereits die jüdischen Gemeinden am Rhein zu spüren bekamen.

Später dann - Glaubensgeschwister aus dem Osten, die nicht als solche erkannt wurden.

Ein endloses Hauen und Stechen.

Dass die Kreuzfahrer tatsächlich das Heilige Land erreichten und Jerusalem eroberten - lag nicht zuletzt an Uneinigkeit der islamischen Welt.

Wie viele jüdische, christliche, muslimische Opfer das Unternehmen kostete, ist eine gute Frage.
Es gibt Berichte von christlichen Augenzeugen, die aber wie das Rolandslied der Propaganda dienten.
Also wird gerade bei den Zahlen entsprechend übertrieben.

Muslimische Quellen gibt es erst aus dem 12. Jahrhundert - geschrieben als Ermutigung zum Gegenschlag.

Der feierliche Dankgottesdienst aus Anlass der Eroberung ist aber nicht zu bezweifeln.  :( 

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 10.12.2019 14:10
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts hatte sich das Königreich Jerusalem etabliert.

Outre Mer - wie es auch hieß. Also das Land jenseits des (Mittel-)meeres.

Aber wie konnte es sich behaupten? Umgeben von Feinden, die den ersten Schrecken überwunden hatten.

Zumal viele Kreuzfahrer der ersten Stunde ihre Mission erfüllt sahen und wieder heimkehrten.

Wer blieb - musste sich mit den Gegebenheiten des Landes anfreunden.

So wohnten die Lehensherren in relativem Komfort in Jerusalem. Und ließen ihre Güter von muslimischem Verwaltern und Pächtern bewirtschaften.

Mann heiratete eine einheimische Christin. Oder nahm sich eine Konkubine, die auch Muslima sein konnte.

Auch zur Verteidigung des Königreiches wurden einheimische Söldner rekrutiert, die sogenannten Turkopolen.

So entstand ein multikulturelles Staatsgebilde. Oder ein Apartheidstaat? Bei der die herrschende Klasse  auch die Annehmlichkeiten der fremden Kultur zu schätzen lernte.

Etwa das Wissen muslimischer (oder jüdischer) Ärzte.

Die Herren gingen baden. Fanden Gefallen an verfeinerten Speisen und edlen Gewürzen.

Sie lernten die Lud zu spielen. Den Vorgänger der Laute.

Populär wurde auch ein strategisches Brettspiel, bei dem es darum ging, den König (Shah) des Gegners auszuschalten (mot - tot).

Wobei die Christenmenschen im Westen solchen Fortschritt eher skeptisch sahen.

Erst recht die Mitglieder der Kreuzritterorden, wie der Templer.   

"Sie waschen sich selten." War als Kompliment gemeint.  :(       
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 10.12.2019 21:24
Um das Überleben OutreMers zu sichern, wurde um Unterstützung im Westen geworben.

Was den reichen Handelsrepubliken Venedig und Genua Privilegien und Profite einbrachte.

Zudem wurden im Laufe der Zeit (mindestens) sechs weitere Kreuzzüge ins Heilige Land unternommen.

Half nichts. Die Muslime setzten zum Gegenangriff an.

Brandgefährlich wurde die Situation, als ein kurdischstämmiger Feldherr namens Saladin Syrien und Ägypten vereinigte.

Balduin, der junge König von Jerusalem,  erkannte die Bedrohung und wäre gut beraten gewesen, eine diplomatische Lösung zu suchen.

Dummerweise machten ihm egoistische Vasallen einen Strich durch die Rechnung. Durch Angriffe auf muslimische Handelskarawanen und Pilger provozierten sie schließlich den Krieg - und eine vernichtende Niederlage.

Bei den Hörnern von Hattin - einer markanten Gebirgsformation am See Genezareth - ging der größte Teil der edlen Rittersleut unter.  :'(

1187 eroberte Saladin Jerusalem.

Zum Entsetzen der Abendländer, die gleich mehrere Heere mit prominenten Führern aufstellten . Allen voran der lobesame Kaiser Friedrich I Barbarossa (Rotbart), der - obschon ziemlich ergraut - zur Befreiung Jerusalems aufbrach...  :-\

 
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 11.12.2019 21:32
Ach ja Barbarossa. 

Am 11. Mai 1189 brach er von Regensburg aus auf. Unterstützt von etlichen Hochadligen und vielen Rittern und  Soldaten, sah alles zunächst nach einem Triumphzug aus.

Am ungarischen Hof wurden das Kreuzfahrerheer pompös empfangen und durch Neuzugänge verstärkt.

Auch die Serben zeigten sich gastfreundlich.

Der Durchzug durch das Byzantinische Reich und das Sultanat von Ikonium war diplomatisch wie logistisch bestens vorbereitet.

An der Grenze zu Byzanz angekommen - war alles ganz anders.

Der Kaiser Isaak II. Angelos verweigerte die vereinbarte Unterstützung und blockierte den Weg.

Warum diese Kehrtwende?

Vielleicht fürchtete er ja eine "feindliche Übernahme"?

Fakt ist: Saladin hatte heimlich ein Bündnis mit dem Byzantiner inititiiert, um den Neuankömmlingen das Durchkommen zu erschweren. 

So musste Friedrich Druck machen - bis die Byzantiner endlich einlenkten und das Heer einigermaßen versorgt nach Kleinasien übersetzten.

Hier warteten die Seldschuken.

Kurz: Der Weg durch Kleinasien musste hart erkämpft werden.

Versorgungsprobleme, Wassermangel und Hitze verschärften die Situation.

Am 10. Juni 1190 geschah die Katastrophe. Der Kaiser starb. Bei Seleucia am Taurusgebirge (auf der alten Siegerstraße Alexanders des Großen) ertrank er, als er den Fluss Saleph durchquerte.

Vielleicht wollte er sich auch erfrischen und erlitt einen Hitzschlag?

Jedenfalls war dieser unrühmliche Unfall zugleich das Ende des Kreuzzugs.
Die Begeisterung war dahin.
Viele Ritter fuhren demoralisiert nach Hause. Ein kleiner Rest erreichte das Heilige Land und unterstützte die Verteidiger.

Nun hieß es abwarten - denn neue Verstärkung aus Westeuropa kündigte sich an.  :-\ 
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 12.12.2019 19:03
Eine besondere Ironie der Geschichte:

Der Kaiser hatte einen Wahrsager über den Ausgang der Kreuzfahrt befragt.

Der hatte ihm den Tod durch Ertrinken angekündigt. Worauf der Kaiser den Landweg wählte...

Wenn diese Geschichte nicht wahr ist, so ist sie gut erfunden.

Aber auf dem Seeweg näherte sich tatsächlich ein weiteres großes Kreuzfahrerheer unter prominenter Führung.

Philipp II. von Frankreich und Richard Löwenherz, Herzog der Normandie und König von England.

Eine schwierige Konstellation. Denn die beiden waren schon in Europa Rivalen gewesen und blieben es auch jetzt.

Was eine nachhaltige Operation gegen die Muslime - gelinde gesagt - erschwerte...  :(     
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 19.12.2019 20:50
Der Schlüssel zur Rückeroberung Jerusalems war die Hafenstadt Akko. Deren  Befestigungsanlagen auch modernen Israelreisenden imponieren dürften.

Hier wehte das Banner des österreichische Herzogs Leopold. Dieser hatte nach dem Tode Friedrichs I. die Reste seines Kreuzritterheeres ins Heilige Land gebracht und sah sich als kaiserlicher Stellvertreter berechtigt, Philipp und Richard auf einer Augenhöhe zu begegnen. 

Richard sah das etwas anderes und zeigte das auch in einer symbolträchtigen Handlung.

Er ließ Leopolds Banner herunterreißen und in den Schmutz treten.

Der Erzherzog sah sich in seiner Ritterehre verletzt und verlangte Genugtuung. Die Richard verweigerte. So verließ der Erzherzog zornig das Heilige Land  - und schwor Richard Vergeltung.

Die er einige Zeit später auch bekam.

Wer solche Verbündete hat - braucht eigentlich keine Feinde mehr...  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Sisterinheart am 19.12.2019 22:13
Männer    :rolleyes:

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 21.12.2019 13:06
Eminent wichtige Männer!  ;)

Irgendwie erinnert das Ganze an die Highlander-Filme.

Die standen ja auch unter dem Motto: Es kann nur einen geben.

Aber wer würde das sein...?  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 21.12.2019 13:28
Interessanterweise kämpften Saladin und Richard mit demselben Problem.

Ihnen lief die Zeit davon.

Saladin war nicht mehr der Jüngste. Seine Nachfolge war ungeklärt. Es war ihm klar, dass sich etliche Verwandte darum streiten und die Dynastie empfindlich schwächen würden.

Richard wiederum hatte nicht (mehr) genug Truppen, um eine schnelle Entscheidung zu erzwingen. Eine längere Kampagne konnte er sich auch nicht leisten. Selbst wenn die Finanzen es erlaubt hätten.

In Europa steckte Philipp bereits seine Hände nach Richards nordfranzösischen Territorien aus.

Und da war noch sein jüngerer Bruder John Ohneland, der diesen Zustand gerne geändert hätte. 

Also probierte Richard eine Strategie aus demonstrativer Härte und Diplomatie. So ließ er bei einer Gelegenheit mal eben tausende muslimischer Geiseln töten.

Er bot aber andererseits Saladin ein Bündnis an, dass er durch eine Verbindung beider Dynastien besiegeln wollte.

"Saladin. mein Freund! Vergessen wir doch einfach unseren Streit um Jerusalem.
Du hast doch einen Bruder.
Malik al Adil - genau. Ich habe eine gar liebreizende Schwester. Johanna. Du verstehst....? 

Brautgabe wären einige Küstenstädte. Wie klingt das?"

Dummerweise gab es bei diesem Deal ein kleines Hindernis. Die Frage der Religion.  :-\

Weder Malik noch Johanna waren zur Konversion bereit.

Und das war es dann.

Getreu dem alten Motto:. Es wäre so schön gewesen - es hat nicht sollen sein...   :(
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 21.12.2019 13:31
Die Episode dürfte Gotthold Ephraim Lessing bei seinem Drama um "Nathan den Weisen" inspiriert haben.

Aber das ist eine andere Geschichte...  :paper:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 23.12.2019 11:50
Als sich Richard auch noch eine eine Malaria holt, hat er endgültig genug.

Es kommt zu einem Friedensvertrag, bei dem der Küstenstreifen des Heiligen Landes in der Hand der Kreuzfahrer bleibt.

Ein Territorium, das in etwa so groß ist wie Israel 1967.

Jerusalem bleibt in muslimischer Hand. Die unbewaffneten Pilgern den sicheren Besuch der Stadt garantieren.

Aber das ist in den Augen der Kreuzritter nur ein schwacher Trost. Eigentlich gar keiner.

Vor allem, wenn wir bedenken, mit welchem immensen Aufwand (und welcher Begeisterung) das Unternehmen begonnen hatte.

So können wir getrost von einer Sinnkrise der  Christenheit sprechen. Die sich in den Folgejahren noch verschärfen sollte...  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 23.12.2019 12:00
Um noch einmal auf Richard und Leopold zurückzukommen.

Der König erlitt auf seiner Heimreise Schiffbruch und musste auf dem Landweg weiterreisen. Dabei fiel er tatsächlick die Hände seines alten Rivalen, der ihn prompt festsetzte.

Das missfiel dem Kaiser Heinrich VI. Dem Sohn Friedrichs I. Der verlangte die Herausgabe des prominenten Gefangenen - um ihn seinerseits in Gewahrsam zu nehmen.

Die Freilassung sollte erst nach Zahlung eines gigantischen Lösegeldes erfolgen. Eine Forderung, die selbst Richards reiche Territorien arg strapazierte und eine Finanzkrise provozierte.

Im Zuge der Verhandlungen wurde Richard  an verschiedenen Orten im Reich einquartiert. Einige Monate lang auch auf der Reichsburg Trifels bei Annweiler.

Eine Episode, die die Sagenbildung enorm befördert hat. Etwa die von Richards Hofsänger Blondel, der seinen Herrn durch seinen Gesang aufspürte...   :guitar: 

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 23.12.2019 12:02
Lassen wird das einmal setzen...  :-\

Etwas Musik zur Besinnung?

https://www.youtube.com/watch?v=LPs0gr5zbII
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 23.12.2019 12:05
Ach ja. Ein Kreuzfahrer stand (eigentlich) unter besonderem Schutz der Kirche. Weshalb sogar der Papst gegen die Praktiken von Erzherzog und Kaiser protestierte.

Half aber nix.

Merke. Auch in "heiligen" Kriegen schweigen die Gesetze.  >:D 
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 23.12.2019 12:14
Anzumerken wäre vielleicht noch, dass Saladin bis heute wegen seines Muts, seiner persönlichen Frömmigkeit und seiner moralischen Integrität in muslimischen Ländern einen sagenhaften Ruf hat.

So wurde Ridley Scotts wahrlich epochaler Film "Das Königreich der Himmel" auch in Ägypten zum Kassenschlager.

Sollte ich mal rezensieren.  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 09.01.2020 13:29
Dass es bei der "Operation Heiliges Grab" (Titel eines Buches von Rudolf Pörtner) letztlich nur noch um Machtpolitik ging, wird bei Barbarossas Sohn Heinrich VI. deutlich.

Obgleich wegen der Festsetzung Richards vom Papst gebannt, plante er auch einen Kreuzzug. Zur Finanzierung nahm er den "Kollegen" in Konstantinopel in die Pflicht, der seinen geplagten Untertanen eine  üppige Extrasteuer abverlangte. Den berüchtigen "Alemannikon".

Diese Schwächung der Byzantiner war wohl Teil eines imperialen Masterplans des Staufers, die Verhältnisse im Osten ganz neu zu "ordnen".

Mit verhängnisvollen Folgen für die christliche Welt.

Zuerst einmal bekam aber Byzanz einen Aufschub. Heinrich erlag vor der Einschiffung einer Malaria (1197). Oder war es ein Mordanschlag?

Die Muslime fanden das Treiben im gegnerischen Lager sicher - faszinierend.  :-[





Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 13.01.2020 21:37
1202 / 1204 war es dann wieder soweit. Dieses  Mal zog es französische Ritter Richtung Ägypten, wobei sie wieder einmal planten, den Seeweg zu nehmen.

So kamen sie nach Venedig, in der Hoffnung, dass die reiche Handsmetropole ihnen die Schiffe zur Verfügung stellen würde.

Den Venezianern aber war es vorrangig um profitable Geschäfte zu tun - und die wurden auch mit muslimischen Partnern geführt.

Man war also wenig geneigt, für Gottes Lohn zu helfen.

Also: Transport nur gegen harte Währung - und Vorkasse.  :-\

Das konnten die Ritter nicht leisten. Also wurde - nachverhandelt. 

Schließlich machte der Doge Enrico Dandolo einen Alternativvorschlag. Das Heer sollte auf der Reise einige Zwischenstationen machen, um unter venezianischen Konkurrenten "aufzuräumen".

In der dalmatischen Stadt Zara erinnert man sich bis heute an den Besuch.

Die nächste Station war - Konstantinopel. Wo der Doge auch noch offene Rechnungen hatte. Hier herrschte gerade Thronstreit. Die Kreuzritter witterten fette Beute und mischten nach Kräften mit.

Das Ende des Liedes war,  dass die Stadt eingenommen und geplündert wurde  >:(. 

Die Quadriga auf dem Markusdom ist das wohl markanteste Beutestück.  :(

Das Ergebnis dieser Schandtat war die Errichtung eines "Lateinischen Kaiserreichs", das aber nur ein Schatten des einstigen Imperiums war. Dafür sorgten nicht zuletzt die Venezianer, die einen Staat im Staate bildeten und die Herrschaft über die Ägäis beanspruchten.

Die Schwäche hielt auch an, als  die Byzantiner 1261 wieder zurückkehrten.

Fazit:

Dem Westen fehlte künftig ein starker Partner im großen Kampf der Religionen.

Anders gesagt: Man hatte ohne Not den Muslimen in die Hände gespielt. Vor allem dem Reich der Osmanen bzw. der Türken, die langsam zur Großmacht wurden.

Nicht nur das: Langfristig hat der Verrat unter Christenmenschen den Graben zwischen "Lateinern" und "Griechen" - also zwischen Katholiken und Orthodoxen -  gewaltig vertieft und die Ökumene gespalten.

Es war ein Konflikt, der bis in die jüngste Gegenwart andauerte. :'(
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 14.01.2020 20:45
Gibt es auch noch etwas anderes als Konflikte?

Ja - ein undogmatischer Glaube, der die Bedeutung der persönlichen Gotteserfahrung betont. Eine lebendige spirituelle Beziehung durch Versenkung, Meditation, Anbetung und gaanz viel Musik.  :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 14.01.2020 20:46
Etwas, dass es in allen Religionen und Kulturen gibt. Bis heute...

https://www.youtube.com/watch?v=lcMtUwHepLg
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 14.01.2020 20:59
Mystik gibt es auch in den Schriftreligionen - also auch im  Islam. Da scheint sie auch besonders wichtig. 

Denn sie transzendiert die religiöse Erkenntnisse und Lehren, die oft zu Auseinandersetzungen um die einzig wahre Wahrheit münden.  :reader:  :nunchaku:

Da sind wir bei den Sufis, denen auf ihrem Weg erstaunliche Missionserfolge gelangen.

Ganz einfach, weil sie keine Berührungsängste kennen.

Ihre Weltoffenheit speist sich aus der Erkenntnis: Gott hat in das Herz eines jeden Menschen einen göttlichen Funken gelegt, ihn zu erkennen. Das Herz an ihn zu hängen - nicht an die materielle Welt.

Also loslassen - frei werden - tanzen! Wie der berühmte Anhänger dieser Bewegung: Der Derwisch!  :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 14.01.2020 21:01
Eine klitzekleine Doku? Dauert nur knappe vier Minuten. Aber die sind absolut sehenswert und - anrührend.  :-\

https://www.youtube.com/watch?v=qjTPeblDE2U  :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Cristina Viv am 14.01.2020 21:31
Danke Wolf für die tollen Erklärungen des Islams !
Das Video über die Derwische  :up:
Freue mich über jede Erklärungen hier in Quizpedia !
Danke dass du dir so viel Mühe machst , Zeit aufwendest und humorvoll , nicht trocken schreibst !
Musste mal gesagt werden !  :-*
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 14.01.2020 22:36
Zitat von: Cristina Viv am 14.01.2020 21:31
Danke Wolf für die tollen Erklärungen des Islams !
Das Video über die Derwische  :up:
Freue mich über jede Erklärungen hier in Quizpedia !
Danke dass du dir so viel Mühe machst , Zeit aufwendest und humorvoll , nicht trocken schreibst !
Musste mal gesagt werden !  :-*

Vielen Dank für Dein Feedback!  :winke:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 15.01.2020 12:18
So eine individuelle Gottsuche wirft natürlich Fragen auf.

Was geschieht, wenn die Individualisten eine Gemeinschaft bilden? Wenn eine Bewegung daraus wird? Steht das Konzept nicht quer zu dem einer Organisation bzw. Institution?

Und:

Wie gehen ältere, bereits institutionalisierte Gemeinschaften mit solchen Leuten um?   :-\



Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 15.01.2020 12:21
Zeit zum Nachdenken!

Zeit für einen weiteren schönen Clip...

https://www.youtube.com/watch?v=TYwZ2A1kbQs    :up:

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 04.03.2020 21:26
Schon interessant, dass Mystik gerade in Zeiten der Religions- und Glaubenskriege entsteht oder - auflebt.

So bildeten sich die ersten Sufi-Orden im 12. Jahrhundert aus.

Zeitgleich mit der Entstehung neuer Gemeinschaften in abendländischen Klöstern und Städten, deren Spiritualität durchaus kirchenkritische Züge trägt.

Ein Zentrum ist das weltoffene Südfrankreich (Okzitanien).

Wo sich auch eine jüdische Mystik entwickelt. Die geheime Lehre der Kabbala.

QD-relevant. Wobei die Antwortmöglichkeit Kreplach den Insider verrät. Das sind - Krapfen.

Aber ich schweife ab...  ;)     

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 05.03.2020 12:05
Eine große Bewegung sind die Aleviten, die in der Türkei mit 15% die zweitstärkste Glaubensgemeinschaft bilden.

Dabei ist umstritten, ob sie ein Teil der Schia sind, eine eigene islamische Konfession oder gar - eine eigenständige Religion.

Wobei solche religionsgeschichtliche oder dogmatische Klassifizierungen wieder zeigen, dass die Mystik sich solchen Versuchen widersetzt.

So ist es nur konsequent, dass die Osmanen als Beherrscher der (sunnitischen) Gläubigen die Aleviten als Häretiker unterdrückten und verfolgten. 

So unterstützten diese auch die laizistische Bewegung Kemal Atatürks, die für eine Trennung von Staat und Religion eintrat.

Heute - in Zeiten einer neo-osmanischen Renaissance - haben sie wieder einen schweren Stand. Deshalb leben viele Aleviten in den Großstädten oder haben die Türkei verlassen.

Große Gemeinden gibt es heute in Deutschland, wo die Zahl der Anhänger auf 500 000 geschätzt wird.
Viele leben auch in Nachbarländern der Türkei: In Bulgarien, Griechenland (Thrakien) und auf Zypern. Alevitische Minderheiten gibt es auch unter den Turkmenen, Kurden und Aserbaidschanern.

Aber QD fragt weiterhin nach der Türkei als Heimatland! Manno!  :motz:   



Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Sisterinheart am 05.03.2020 13:01
Und was ist ein Häretiker? Sowas wie ein Haarespalter?
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 05.03.2020 20:52
Zitat von: Sisterinheart am 05.03.2020 13:01
Und was ist ein Häretiker? Sowas wie ein Haarespalter?

Vielleicht einigen wir uns auf (Ab-)spalter. Eine Hairesis bezeichnete im Griechischen ursprünglich eine spezielle Gruppe oder Fraktion in einer Religionsgemeinschaft (mit speziellen Lehrmeinungen).

Oder eine besondere philosophische Schule.

Das war weltanschaulich durchaus neutral zu verstehen.

Dumm nur, dass Abspaltungen von Vertretern des Mainstreams nicht gerne gesehen wurden. Oder Häretiker sich im Besitz der vollen Wahrheit wähnten.

Da ging es dann um Orthodoxie oder Heterodoxie. Und damit ans Eingemachte. Und das ist auch heute noch so...  :'(

Ein wahrlich spannendes Thema.

Das lateinische Pendant zur Hairesis ist übrigens die Secta (im Sinne von Schulrichtung, Partei oder Lehre). Von dem der Begriff Sekte abgeleitet ist...  :-\

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 26.05.2020 21:03
A propos religiöse Fraktionen.

Da ist ein echter QD-Insider am Werk, der uns die Ummajaden als eine solche verkaufen will.

Sind sie nicht.

Nicht im Christentum. Und im Islam nur bedingt.

Der Begriff steht für einen Clan der Familie Quraisch, dessen prominentester Sproß bekanntlich der Religionsgründer Mohammed war.
Von 661 an stellten die Ummajaden die Kalifen von Damaskus, die erste Herrscherdynastie, unter der der Islam zur Weltmacht wurde (s.o.).

750 allerdings nahm ihre Herrschaft ein ziemlich abruptes (und blutiges) Ende.  :o

Die Nachfolge trat ein anderer Clan an.

Die Abassiden, deren prominentester Herrscher sicher Hārūn ar-Raschīd ist, der Kalif von Bagdad.

Der letzte Abkömmling der Ummajaden allerdings - Abd ar-Rahman I. - entkam der Katastrophe.
Er floh nach Westen und gründete 756 in Andalusien (al-Andalus) das Reich (Emirat) von Cordoba, das bis 1031 Bestand hatte (ab 929 sogar als Kalifat).

Womit wir wieder eine Lücke in der Historie geschlossen haben.  ;)
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 30.05.2020 11:26
Damit wenden wir uns der iberischen Halbinsel zu. Da habe ich ein interessantes Bild für Euch.

Eine Idee, wer hier zu sehen ist?  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Sisterinheart am 30.05.2020 13:40
St Martin ?  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 30.05.2020 19:53
Etwas stürmisch der Reitersmann, oder?   :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Cristina Viv am 30.05.2020 22:13
Rückeroberung (Reconquista) von Granada, Cordoba ( Al Andaluz ) ! König Ferdinand II  von Aragon  auf dem Bild ?
Er und seine Frau Isabella von Kastilien (das katholische Königspaar) befreiten Spanien von den Mauren !
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 31.05.2020 15:20
Gaanz nahe dran!  :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Cristina Viv am 31.05.2020 15:56
Dann verrate uns mal wer der Reiter ist !  [SiS26]
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 01.06.2020 13:08
Es ist der Heilige Jakobus. Einer der Jünger, der nach seinen Vater auch Jakobus Zebedäus genannt wurde.

Spanisch heißt er Santiago.

Oder auch Santiago Matamoros (der Maurentöter). Er ist gewissermassen ein Schutzpatron der Reconquista, der Rückeroberung der iberischen Halbinsel zwischen 722 (der Schlacht von Covadonga) und 1492 (Eroberung Granadas durch die Allerkatholischsten Majestäten Isabella und Ferdinand).

Der Legende nach hat er auch selber in den Kampf eingegriffen und die Christen zum Sieg geführt.

Eine der bekanntesten Darstellungen des Heiligen befindet sich in seiner Kathedrale in Santiago de Compostela, wohin bis heute viele Pilger wandern.

Auf dem weltbekannten Jakobsweg, dem Camino de Santiago (QD-relevant).

Was sie mit dem Heiligen verbindet ist übrigens das Symbol der Jakobsmuschel, die wir auch auf der Kleidung im Bild sehen. 

In gewisser Weise ist er das Gegenstück zu Tarik, nach dem zahlreiche europäische Moscheen benannt sind. Womit wir wieder beim Spannungsfeld von Religion und Politik sind...  :-\

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 01.06.2020 13:10
Blicken wir kurz auf das Heiligenbild in der Kathedrale. Beachtet den Blumenschmuck...  :-\

https://www.google.com/search?q=santiago+matamoros+santiago+der+compostela&sxsrf=ALeKk01tmcefujKD1ZOMR_tazUpa9rUIeA:1591009635627&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwil_qfhvODpAhVRu3EKHQ-uAoYQ_AUoAnoECAsQBA&biw=1269&bih=635#imgrc=KugtaRd5xFvVoM
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Cristina Viv am 01.06.2020 13:17
💡 Ahh.... danke Wolf für deine Erklärungen !  :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 01.06.2020 13:19
Zitat von: Cristina Viv am 01.06.2020 13:17
💡 Ahh.... danke Wolf für deine Erklärungen !  :up:

Gerne geschehen!  :winke:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 03.06.2020 14:50
Dann mal weiter im Text.

Während im Westen Europas die Muslime immer mehr Terrain verlieren, ist der Islam im Osten auf Expansionskurs. 
In Gestalt eines Reiches, das das Erbe der Seldschuken angetreten hat und sich nach seinem Gründer Osman I. nennt.

In arabisch heißt er Uthman, was im Abendland zu der Bezeichnung Ottomanen führte.

Seit 1453 ist ihre Hauptstadt Konstantinopel, das 1930 (offiziell) in Istanbul umgenannt wurde (wahrscheinlich abgeleitet vom griechischen Is tin Polin: In die Stadt.)

In der Folgezeit gelangt der Balkan unter osmanischen Einfluss. Sultan Suleiman I. erobert 1521 die mächtige  Festung von Belgrad.
1526 besiegt er den ungarischen König Ludwig II. und besetzt den größten Teil des Landes.
1529 erfolgt der erste Angriff auf das nur schwach verteidigte Wien.
Gerettet wird die Stadt nur durch das denkbar schlechte Timing der Angreifer. 
Der Vormarsch des Riesenheeres braucht viel Zeit.
Die Belagerung beginnt zu spät und scheitert an schlechtem Herbstwetter, das zu einer massiven Versorgungskrise  führt.  Am Ende steht ein höchst verlustreicher Rückzug.

(Warum muss ich jetzt an Napoleon denken?)

1683 erfolgt ein zweiter Angriff, der Dank einer imponierenden Allianz europäischer Fürsten zurückgeschlagen wird.
Ich sach mal: Johann III. Sobieski, der König von Polen und Litauen. Oder der junge Prinz Eugen von Savoyen, der sich hier seine ersten Sporen verdiente...  :reader:

 

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Sisterinheart am 03.06.2020 17:34
https://youtu.be/9GEKkLqHHko
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 03.06.2020 20:50
Interessanter Clip. Etwas bunt zusammengeschnipselt, gerade in der zweiten Hälfte. Aber interessant.

Die türkischen Soldaten mit den hohen Mützen sind übrigens die berühmten Janitscharen. Absolute Elitesoldaten. Ihren Reihen wurden gefüllt mit Jungs aus christlichen Elternhäusern, die als Tribute ausgewählt wurden.  :(

Ihr Mut und ihre Loyalität waren legendär. Solange der Sultan nur guten Sold zahlte und Kriege führte, die fette Beute versprachen.

Ach ja - die Verpflegung mußte auch exzellent sein.

Wenn die Kochtöpfe umgeworfen wurden, roch es nach Meuterei und der Sultan musste sich warm anziehen.

Kam öfter vor.

Aber das ist eine andere Geschichte.  :winke:

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 12.06.2020 13:53
Kommen wir zu einem weiteren islamischen Großreich.

Einem echten "Global Player".

Dem Mogulimperium, einem Kaiserreich auf dem indischen Subkontinent, das von 1526 bis 1858 bestand.
Auf dem Höhepunkt seiner Macht regierten die Moguln über ein Territorium von 3,2 Mio. Quadratkilometern und 100 bis 150 Mio. Untertanen. Anno 1700 gehörte  jeder dritte Mensch dazu. Da schwanken allerdings die Schätzungen.  ;)

Die Stärke der Herrscher lag neben ihrem militärischen und administrativen Können in ihrer relativ großen religiösen Toleranz und ihrer multikulturellen Integrationsfähigkeit.

So war die Mehrzahl der Untertanen Hindus.

Die Schwäche des Imperiums trat erst langsam zutage. Wie viele andere wurde einfach zu groß, was unlösbare Probleme im Etat, in der Verwaltung und beim Militär verursachte.  :'(

Auch die Bautätigkeit der Moguln trug zum Niedergang bei. Ein Beispiel ist der Taj Mahal, das imponierende Grabdenkmal, das  Shah Jahan zum Gedenken an seine Ehefrau Mumtaz Mahal  erbauen ließ.

Zu QD-Ehren kam auch Zahir ad-Din Muhammad Babur aka Babur Chan oder Babur Schah, der Begründer der Dynastie. Nach eigenen Angaben ein Abkömmling der legendären Eroberer Dschingis Kahn (Temudschin) und Timur.

Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Moguln nur noch Marionetten der Briten. Ihre Erbin war letzlich Queen Viktoria, die ab 1876 auch Kaiserin von Indien war.

Sic transit gloria mundi...  :(
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 26.01.2021 14:39
Dann kommen wir zu einigen Ländern, die islamisch sind - oder eben nicht!

Keine Sorge - ich nenne nur einige von QD-Relevanz.

Da sich der Islam in seiner Anfangszeit von Arabien aus über die Levante nach Asien und Nordafrika ausgebreitet hat, sind Muslime bis heute im Nahen Osten und Norden des schwarzen Erdteils stark vertreten.

Im Süden Afrikas ist der christliche Einfluss umso größer.

Wobei beide Weltreligionen seit jeher versuchten (und versuchen), die "Konkurrenz" in Schach zu halten.

So darf in Saudi Arabien bis heute kein christlicher Gottesdienst stattfinden. Außer vielleicht in Botschaften oder auf Basen des US-Militärs.

In Ländern wie Pakistan besteht zwar formal Religionsfreiheit.
Der Islam ist aber Staatsreligion. Die Macht der Fundamentalisten (und damit der Scharia) ist groß. 
Die Folge dieses Spannungsverhältnisses:
Christenmenschen werden immer wieder aus Glaubensgründen benachteiligt, angegriffen und der "Gotteslästerung" angeklagt.

Andererseits ist der Islam im mehrheitlich katholischen Angola (als einzigem Land der Welt) seit 2013 faktisch verboten (QD-relevant).

Auch wenn die Regierung das abstreitet - die Realität straft sie Lügen.

Da gibt es Angriffe auf Moscheen. Fälle von Brandstiftung.  Gemeinden erleben, dass ihre Zentren von Amts wegen geschlossen oder abgerissen werden (ohne dass die verantwortlichen Amtsträger solche Aktionen ankündigen, geschweige denn begründen.) 

Werden Neubauten geplant und/oder beantragt, dann sieht es ähnlich trübe aus.

Auch dann mauern Behörden oder geben schlicht keine Antwort.  :cry:

Fazit: Die Muslime in Angola leben in einem Zustand der Rechtsunsicherheit. Was wiederum Proteste islamischer Staaten provoziert.

Folgerichtig sehen sich beide Seiten bedroht und in einer Art kaltem Kriegszustand.

Schwierig.

Ein interessantes Beispiel ist das beliebte Urlaubsziel der Malediven.
Auch hier ist der Islam Staatsreligion.
Andererseits ist das Land auf den Tourismus angewiesen. So übt die Regierung sich in Pragmatismus. Gibt sich weltoffen. Zumindest gegenüber den Gästen.

Was die Weltöffentlichkeit nicht sehen soll. Es gibt seit Jahren erbitterte Kämpfe religiöser Fundamentalisten gegen die demokratischen Kräfte des Landes.

Dazu staatliche Willkür, Korruption, Umweltprobleme etc., etc.

Ein Paradies - sieht anders aus...  :'(
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 26.01.2021 14:41
Was aber ist die Ursachen dieser Misere(n)?  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Cristina Viv am 26.01.2021 15:30
Hab hier einen interessanten Artikel gefunden !
Lesenswert und erklärt einiges !
Auch werden da interessante Bücher vorgestellt , wenn jemand Interesse hat sich in diesem Thema zu vertiefen !

https://www.herder.de/stz/wiedergelesen/christentum-und-islam-kampf-der-kulturen-religionsfreiheit-zwischen-anspruch-und-wirklichkeit/
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 26.01.2021 16:56
Zitat von: Cristina Viv am 26.01.2021 15:30
Hab hier einen interessanten Artikel gefunden !
Lesenswert und erklärt einiges !
Auch werden da interessante Bücher vorgestellt , wenn jemand Interesse hat sich in diesem Thema zu vertiefen !

https://www.herder.de/stz/wiedergelesen/christentum-und-islam-kampf-der-kulturen-religionsfreiheit-zwischen-anspruch-und-wirklichkeit/

Danke für die Ergänzungen. Merke: QD ist recht gut für die grauen Zellen. Manchmal treibt es aber auch den Blutdruck nach oben.

Und das nicht nur wegen des Besitzerwechsels und der neuen Geschäftbedingungen.  :motz:

Ich denke, es ist immens wichtig, Dingen auf den Grund zu gehen.
In diesem komplexen Welttheater hinter die Kulissen zu blicken.
Auch wenn da ein arges Durcheinander herrscht.

Vielleicht gelingt es Einiges zu ordnen und zu durchschauen.

In diesem Sinne! :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 28.01.2021 18:46
Wenn wir bei geographischen Hot-Spots sind, muss unbedingt noch ein Land genannt werden.

Indonesien. Hier leben (QD-relevant!) die meisten Muslime weltweit. Über 191 Millionen! Das ist etwa ein Zehntel der globalen Gemeinschaft der Gläubigen!

Und  - ihre Zahl in dem 17 000 Inselstaat wächst rasch.

Die der Islamisten auch.

Was Angehörige anderer Glaubensgemeinschaften zusehends als Bedrohung empfinden.

Etwa die Hindus, die in Bali die Mehrheit stellen. 

Dabei galt Indonesien einmal als Vorbild für religiöse Vielfalt und Toleranz.

Dafür stand ein gesellschaftliches Modell: 

Pancasila genannt:

Was sich dahinter verbirgt, zeigen fünf nationale Symbole.

Ein Stern (Das Prinzip der All-Einen göttlichen Herrschaft).
Eine Kette (Internationalismus).
Ein Banyanbaum (Nationalismus).
Ein Banteng-Büffel (Demokratie).
Dazu Baumwolle und Reis (Soziale Wohlfahrt).

Interessant ist für uns natürlich der erste Punkt. Dieses umfassende und doch offene religiöse Prinzip verlangt von den BürgerInnen nicht, dass sie eine bestimmte Religion haben müssen.

Es muss aber eine der fünf großen Weltreligionen sein (Islam, Christentum, Buddhismus, Hinduismus, Konfuzianismus).

Die um der Einheit des Landes willen zu gegenseitiger Toleranz verpflichtet sind.

Nach dem schönen Motto, das auch das Landeswappen ziert:

Bhinneka Tunggal Ika (Javanisch für: Einheit in Vielfalt). 

Dieses Modell wird aber durch Fundamentalisten bedroht.

Es drohen Sezessionen - von verschiedenen Seiten. Von Muslimen. Klar. Aber auch von Hindus.

Kritisch anzumerken ist zudem: Naturvölker kommen in diesen Konzept nicht vor.

Es gibt sie aber dennoch.

Etwa die Papuas in der Provinz Irian Jaya. Dem Teil Neuguineas, der zu Indonesien gehört.

Sie teilen heute das Schicksal vieler indigener Völker in vielen Teilen der Welt.

Sie sind zum einen Opfer von struktureller Gewalt. 

Zum anderen wird  ihre traditionelle Lebensweise durch Siedlungsprojekte "ihrer" Regierungen und durch massive Naturzerstörung gefährdet.

Noch ein weites Feld - wo eben noch Regenwald stand.  :(




Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 28.01.2021 18:49
Da kann auch die schönste nationale Symbolik nichts mehr reißen. Heiliger Garuda hilf!

https://de.wikipedia.org/wiki/Pancasila#/media/Datei:National_emblem_of_Indonesia_Garuda_Pancasila.svg
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 10.03.2021 09:53
Dann kommen wir noch zu einigen anderen Ländern mit mehr oder minder großem muslimischem Bevölkerungsanteil.

Ich sage (noch) einmal - Indien...  :-\

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Schwester am 10.03.2021 11:43
Meinst du das "Gesetz zur Ergänzung des Staatsbürgerrechts"  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 10.03.2021 21:34
Zitat von: Schwester am 10.03.2021 11:43
Meinst du das "Gesetz zur Ergänzung des Staatsbürgerrechts"  :-\

Erst einmal a bisserl Historie...
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 19.05.2021 14:49
Zweihundert Jahre stand der Subkontinent unter britischer Herrschaft. 

Was das für die "kleinen Leute" bedeutete, zeigt der Umstand, dass in dieser Zeit ihr Einkommen kaum wuchs.

Die Steuerlasten und sonstigen Abgaben dafür umso mehr.  :'(

Noch im zweiten Weltkrieg nahm der britische Premier Churchill eine Hungersnot in Kauf, um seine Truppen in Europa und Fernost ausreichend versorgen zu können.   :(

1947 schlug dann endlich die Stunde der Unabhängigkeit.

Doch nach Feiern war den Indern nicht zumute.

Hindus und Muslime besannen sich auf ihre alte Rivalität.

Die Folge war, dass Indien in zwei Staaten aufgeteilt wurde.

Den säkularen (Hindu‑)Staat Indien und den kleineren islamischen Staat Pakistan, der aus zwei Teilen im Osten und Westen bestand.

Auch diese Lösung brachte keinen Frieden.

Es gab weitere Krisen und bewaffnete Konflikte. Nicht nur um Grenzgebiete wie den Kaschmir...

Streit gab es auch unter Angehörigen derselben Religion. Denken wir an die Ermordung Gandhis durch einen radikalen Hindu.

Oder blicken auf die Muslime in Ost und Westpakistan.
Sie teilten zwar denselben Glauben, doch  gab es erhebliche sprachliche und kulturelle Unterschiede. 

Die Folge war, dass es 1971 zur Abspaltung Ostpakistans kam und zur Gründung eines neuen Staates:
Bangladesch - was soviel heißt wie "bengalisches Land".  :(

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 19.05.2021 21:24
Diese Spaltung brachte große Teile der Bevölkerung Bangla Deschs in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Was ein weltbekannter Musiker zum Anlass nahm, eine Benefiz-Platte zu produzieren.

Und später sogar ein großes Konzert zu organisieren.  :up:

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 19.05.2021 21:25
Ihr wisst, wen ich meine?  :-\

https://www.youtube.com/watch?v=102cwxYt-cY
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Cristina Viv am 20.05.2021 08:09
Meinst du den Freund von George Harrison ?
Ravi Shankar ein indischer Sitar Spieler. Beide organisieren 2 Konzerte im Medison Square Garden am 1. August 1971. Ein Nachmittags - Konzert und ein Abend - Konzert .  Einige bekannte Künstler traten auf ( Eric Clapton, Klaus Voormann, Ringe Starr, Bob Dylan.
Übrigens Ravi Shankar hat eine berühmte Tochter :
Norah Jones
Ravi Shankars Familie stammt ursprünglich aus Bangladesch.  Er selbst wurde in Varanasi / Indien geboren.
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Sisterinheart am 20.05.2021 08:18
nämlich Norah Jones


https://youtu.be/fd02pGJx0s0  [SiS06]
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Cristina Viv am 20.05.2021 08:23
Wir zwei alten Mädels wieder !  :up: [SiS06]
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 20.05.2021 19:44
Zitat von: Cristina Viv am 20.05.2021 08:23
Wir zwei alten Mädels wieder !  :up: [SiS06]

:winke:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 24.05.2021 20:20
Da wir gerade bei den Shankars sind.

Neben Nora Jones gibt es auch noch ein weiteres Töchterlein:

Anoushka Shankar, die wie ihr Vater Sitar spielt (er war ihr Lehrer) und die Familientradition fortführt. 

Wie der Papa widmet sie sich der klassischen indischen Musik.

Und das exzellent.  :up:

 

 
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 24.05.2021 20:23
Spielen beide gemeinsam - kommt schöne Weltmusik heraus...

https://www.youtube.com/watch?v=kEJSWIftX98  [SiS44] [SiS44]
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 04.06.2021 20:00
So schön das war/ist - irgendwie sind wir jetzt ziemlich weit vom Thema abgekommen.

Wie finden wir wieder zurück zur Welt des Islam?  :-\

Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 04.06.2021 20:09
Zum Brückenschlag  erinnere ich den Jazz-Musiker Pat Matrino, der wie viele andere westliche Musiker mit indischen Sounds experimentierte.

Der Untertitel seines Albums Baiyina (zu deutsch: Gedanke, Intuition aber auch Weisheit), das 1968 erschien: 

A Psychedelic Excursion Through The Magical Mysteries Of The Koran.

Also eine bewusstseinserweiternde Exkursion durch die magischen Geheimnisse des - Koran.

Die Frage ist die: Ist das nun das Produkt tieferer Einsicht? Oder schlicht ein kreatives Missverständnis?  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 04.06.2021 20:11
Hört sich jedenfalls interessant an.

https://www.youtube.com/watch?v=DIyGgQitE8Q  O:-)
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 05.06.2021 13:57
Einen ganz anderen Weg schlug ein britischer Singer/Songwriter namens  Steven Demetre Georgiou ein.

Besser bekannt unter seinem Künstlernamen Cat Stevens...  ;)

Der Mann hatte seit jeher eine spirituelle Ader und übte sich in Kulturkritik.

Ein typisches Beispiel?  https://www.youtube.com/watch?v=nBCJhNiKhFE

1978 beendete er seine Karriere als Pop-Superstar.

Er konvertierte zur Religion Mohammeds und nahm den Namen Yusuf Islam an.

Die Gitarre nahm er nur noch in die Hand, um große und kleine Leuten zu missionieren.

https://www.youtube.com/watch?v=ZSf-H1tcfgo

Auch seine (einstige) Popularität nutzte er aus, um in öffentlichkeitswirksamen Statements seine neue, stark fundamentalistische Weltsicht zu propagieren.

So erregte er einiges Aufsehen, als er gegen die "Satanischen Verse" eines gewissen  Salman Rushdie wetterte und den Ajatollah Kohmeini unterstützte, der den Autor per Fatwa zum Tode verurteilt hatte.   :o

Der gute (?) Mann brauchte fortan Polizeischutz (s.o.).

Im fortgeschrittenen Alter wurde Yusuf wieder etwas milder.

Er gab sich als Botschafter der Kulturen und Berater in Sachen Islamismus.

So gelang ihm auch musikalisch ein Comeback, wobei er alte Hits neu einspielte und Neue mit humanistischen Botschaften und/oder sozialem Engament verband.

https://www.youtube.com/watch?v=aVbbYYUMI-c

https://www.youtube.com/watch?v=heTt7UML3nM

So wundert es nicht, dass er zu QD-Ehren kam.

Mehr oder weniger.  ;)

Bei der Frage, welcher Begriff die 5 Säulen des Islam bezeichnet, wird tatsächlich sein Name angeboten.  :))

Die richtige Antwort ist natürlich: "Arkan al-Islam"!  :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 05.06.2021 14:01
Wenn jetzt jemand wissen will, was "Fi Amanillah"  bedeutet, das ebenfalls angeboten wird:

Das ist ein arabischer Segensgruß.

Möge Allah Dich beschützen...

Eine dieser Fragen, bei der ein echter Insider am Werk war!  :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 06.06.2021 12:00
Da wir gerade beim Arabischen sind. Da brauche ich Eure Hilfe.

Wer kennt bei dieser Frage zu  den 5 Säulen ("Arkan al-Islam") die vierte und letzte Antwortmöglichkeit?

Sprich: Die dritte Falsche?  :-\

Sachdienliche Hinweise hier oder per PN. Dankeschön...   :winke:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 05.07.2021 14:36
Mit etwas Hilfe aus dem Netz können wir auch diese Frage klären.

Qadr-al-Islam. Den Begriff gibt es so nicht. Wohl aber Al-Qadr.
Die 95. Sure des  Koran.
In der es um die "Nacht der Bestimmung" oder die "Nacht der Allmacht" geht (Lailath-a-Qadr).

Von den Gläubigen auch poetisch als Nacht bezeichnet, die kostbarer ist als tausend Monate.

Was ist das Besondere daran?

In dieser Nacht des Monats Ramadan wurde Mohammed der Koran offenbart.

Das geschah bekanntermaßen durch den (Erz-) Engel Gabriel (Arabisch Malak Jibrā'īl. Der Plural ist Malkuk).
Damit bekam Mohammed auch den Auftrag als Prophet Gottes Wort anderen zu verkündigen bzw "vorzutragen".

Interessant ist, dass es im Islam keine Fleisch- bzw. Menschwerdung Gottes (Inkarnation) gibt.

Statt dessen eine "Koranwerdung".

Trotzdem (oder gerade deshalb) hat das Fest eine Entsprechung in unserem christlichen Festkalender.

Ahnt ihr es?  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 05.07.2021 14:37
 :think:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 05.07.2021 14:37
Richtig: Es ist "unsere" Heilige Nacht: Weihnachten!  :up:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 05.07.2021 14:38
Dann machen wir weiter mit Maulid (oder Mawlid) an-Nabī.

Was mag dieser arabische Begriff wohl bedeuten?  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 29.07.2021 19:33
Keine Idee?  :(
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: SaBiene am 29.07.2021 22:57
Das ist ein Fest zum Gedenken an den Geburtstag Mohammeds, bzw. man dankt an diesem Tag Allah dafür, dass er den Propheten entsandt  hat.
Dieser Tag wird von den unterschiedlichen Glaubensrichtungen unterschiedlich begangen.
In einigen Regionen ist das ein Feiertag, und man feiert auch ordentlich, mit Lichterumzug, leckerem Essen etc.
In anderen Regionen sind Feiern (unter anderem wegen der möglichen Nachahmung des christlichen Weihnachstsfestes) sehr umstritten, in Saudi Arabien zum Beispiel sogar verboten.






Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 29.07.2021 23:00
Zitat von: SaBiene am 29.07.2021 22:57
Das ist ein Fest zum Gedenken an den Geburtstag Mohammeds, bzw. man dankt an diesem Tag Allah dafür, dass er den Propheten entsandt  hat.
Dieser Tag wird von den unterschiedlichen Glaubensrichtungen unterschiedlich begangen.
In einigen Regionen ist das ein Feiertag, und man feiert auch ordentlich, mit Lichterumzug, leckerem Essen etc.
In anderen Regionen sind Feiern (unter anderem wegen der möglichen Nachahmung des christlichen Weihnachstsfestes) sehr umstritten, in Saudi Arabien zum Beispiel sogar verboten.

Dem ist nichts hinzufügen. Vielen herzlichen Dank für Deinen fundierten Beitrag!  :winke:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 15.08.2021 21:11
Dann kommen wir zu - Iftar. Einer religiösen Praxis, die der Erklärung bedarf.

Wer möchte mir helfen?  :winke:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Sisterinheart am 15.08.2021 21:30
Hauptsache, es gibt was zu essen.  [SiS02]
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 15.08.2021 22:10
Und zu trinken!  Also Prost - ähh: Most!  :wine:
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: SaBiene am 15.08.2021 23:26
Iftar, das ist worauf sich alle Muslime freuen nachdem sie während des Ramadans den ganzen Tag gefastet haben (oder auch nicht), das sogenannte Fastenbrechen, die erste Mahlzeit nach Sonnenuntergang,  in der Regel gemeinsam mit Familie, Freunden, Nachbarn (übrigens auch QD-relevant  ;) ).

Nicht ganz so bekannt ist der Begriff Sahur, die letzte Mahlzeit vor Sonnenaufgang vor dem Fasten.
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 17.08.2021 13:24
Zitat von: SaBiene am 15.08.2021 23:26
Iftar, das ist worauf sich alle Muslime freuen nachdem sie während des Ramadans den ganzen Tag gefastet haben (oder auch nicht), das sogenannte Fastenbrechen, die erste Mahlzeit nach Sonnenuntergang,  in der Regel gemeinsam mit Familie, Freunden, Nachbarn (übrigens auch QD-relevant  ;) ).

Nicht ganz so bekannt ist der Begriff Sahur, die letzte Mahlzeit vor Sonnenaufgang vor dem Fasten.

Das war wieder ein profunder Beitrag, für den ich herzlichen Dank sage.  :winke:

Vielleicht noch einige Anmerkungen zur religiösen (und medizinischen) Praxis des Fastens?

Es ist  - denke ich  - unbestritten, dass es Leib und Seele gut tun kann, über einen gewissen Zeitraum auf bestimmte Speisen und Getränke zu verzichten. 

Ich saach mal: Sieben Wochen ohne (Alkohol, Süßes, Fleisch etc.).

Die islamische Praxis, in den Nächten des Ramadan zuzulangen, hat aber einen anderen Effekt. Viele Muslime nehmen im Fastenmonat sogar zu.

Hinzu kommt: Auch an den heißesten Tagen nichts zu trinken, gilt zwar als Beweis für Glaubensstärke und Selbstbeherrschung, ist aber auch nicht unbedingt ratsam.

Ein weiteres gravierendes Problem ist, dass die tägliche Fastenzeit in unseren Breiten länger dauert.
Das kann zu Konflikten mit der Umgebung führen.
Im Extremfall zu sozialem Druck oder zu "Ausrastern", wenn Nichtmuslime in der Schule oder am Arbeitsplatz zum Pausendrink oder zur Stulle greifen (wollen).

Hier bräuchte es eigentlich eine "Fatwa" (also ein verbindliches Rechtsgutachten), um unseren muslimischen MitbürgerInnen das Fasten leichter zu machen.

Aber wer wäre bereit, dieses "heiße Eisen" anzupacken? Und - wer hätte die Autorität dazu?  :-\   
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 17.08.2021 13:26
Bleiben wir noch etwas beim Ramadan und kommen zu den "Tarawih"...

Eine Idee?  :-\
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: Cristina Viv am 18.08.2021 10:55
Gebete von Sunniten während des Ramadan
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 27.08.2021 19:58
Zitat von: Cristina Viv am 18.08.2021 10:55
Gebete von Sunniten während des Ramadan
##

Das ist wieder einmal absolut richtig.

Weil Muslime in Glaubensdingen nie genug tun können, gibt es im Ramadan die Möglichkeit, freiwillige Gebete zu sprechen.

Das steht zwar nicht im Koran.

Die Praxis geht aber auf eine Anweisung bzw. Empfehlung Mohammeds zurück.

Und wurde damit Teil der Sunna (zu deutsch: Der muslimischen Sitten, Gebräuche, Werte und Normen).
Diese ist bekanntermaßen die zweite Säule islamischer Glaubens- und Rechtspraxis (neben dem Koran).
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 27.08.2021 20:10
Ein "Nebeneffekt" der Tarawih ist:

Gebetet (bzw. rezitiert) werden fortlaufende Abschnitte des Koran. Und zwar von der ersten bis zur letzten Sure.

Das bedeutet: Wer diese Übung den ganzen Ramadan über durchhält, hat den ganzen Koran "durch".

Ähnlich wie der fromme Jude, der bei regelmäßigem Besuch des synagogalen Gottesdienstes  irgendwann den ganzen Pentateuch gehört hat.

Das dauert nur etwas länger (ein Jahr - um genau zu sein...  :)) )
Titel: Antw: Der Islam
Beitrag von: De Wolf am 27.08.2021 22:09
Was die islamische Rechtswissenschaft verkompliziert ist:

Zum den 114 Suren des Korans kommt die Sunna.

Dazu kommen dann noch Hadith. Eine umfangreiche Sammlung weiterer Worte und Handlungen Mohammeds. 

Sowie solche von Weggefährten, die er (stillschweigend) gebilligt haben soll.

Als Beleg gilt dabei eine laaange Reihe von "Gewährsleuten", die Worte und Geschehnisse bezeugen.
Wobei es immer wieder Diskussionen gibt, ob eine Überlieferung authentisch ist oder "nur" gut.
Ob sie auf schwachen Füßen steht.
Oder ob sie - schlicht erfunden (sprich gefälscht) ist. 

Damit eröffnet sich ein weites Feld. Was für den einen Gelehrten "nur" eine Tradition ist, das hat für den Anderen normativen Charakter.   

Und da gibt es Leute, die behaupten, die Bibel wäre ein Buch mit "Sieben Siegeln"...  :-\