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Philosophie für Einsteiger

Begonnen von De Wolf, 15.09.2015 10:03

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Prügelknabe

Zitat von: De Wolf am 28.05.2024 13:58... (etwa mit Blick auf die militärische Stärke von Norwegen und - vor allem - der USA)...
Stationierte Soldaten aus den USA und Kanada sind (laut Bildunterschrift) in den jeweiligen Zahlen enthalten. Das kommt auch hin, denn die Bundeswehr hatte nach eigenen Angaben 1959 ca. 250.000 Menschen. Und dass Benelux und DK zusammen 500.000 hatten, glaube ich nicht.

Genauso sieht es wohl mit den roten Feldern aus. Die NVA hatte eine Sollstärke von zuletzt ca. 150.000 Menschen, das wird 1959 nicht mehr gewesen sein. Dass Polen und CSSR zusammen 1,1 Mio. Soldaten hatten, ist sehr unwahrscheinlich. Auch hier dürften die stationierten Sowjetsoldaten eingerechnet sein. Das steht wiederum nicht in der Bildunterschrift  :-\

De Wolf

Eines wird auf jeden Fall wird deutlich:

Diese großen Truppenverbände auf beiden Seiten wollen unterhalten werden.

Und damit meine ich nicht Musik und Filme im Kasino!

(Obwohl ich alte Jazzer kennengelernt habe, die jahrzehnelang ordentlich Geld verdient haben.)

Eine wichtige Lektion des letzten Jahrhunderts ist, dass Kriege durch ökonomische Faktoren entschieden werden.
Das war auch beim Kalten Krieg so, wo die Nato-Staaten dank ihrer überlegenen Wirtschaftleistung letzlich am längeren Hebel saßen.

Womit wir zu einem Kardinalfehler des Sozialismus kommen... 
It's gotta be purrfect!

De Wolf

Wir erinnern uns, dass für Marx und Co. die Menschheitsgeschichte keine "Geistesgeschichte" ist (da wären wir nochmal bei Hegel),  sondern eine Abfolge ökonomischer Prozesse und Besitzverhältnisse (denken wir an die Ablösung der mittelalterlichen Feudelherren durch frühkapitalistische Kaufleute oder das Ende der letzten Großkapitalisten durch eine starke, selbstbewusste, kämpferische  Arbeiterklasse).

Das ist fundiert, interessant zu lesen und mit Blick auf die Bezos und Musks dieser Welt  hochaktuell.

Das Problem war der real existierende Sozialismus, bei dem sich alles um langfristige Planwirtschaft und tägliche Quoten drehte.

Dass dabei die Bedürfnisse der "GenossInnen" zu kurz kamen, ist klar. So kam es immer wieder zu fundamentalen Krisen und echten Katastrophen - auf jeden Fall aber zu Frust, Protesten und sogar zu Aufständen.


 
It's gotta be purrfect!

De Wolf

Das zweite, gravierende Problem war, dass - wie bei vielen anderen  Weltanschauungen auch - jede Toleranz gegenüber Andersdenkenden fehlte.

Das galt leider auch für das eigene Lager.

Getreu der Devise: Die Partei hat immer recht.  :reader: 
It's gotta be purrfect!

De Wolf

Sind wir dankbar, dass das Geschichte ist - aber was für eine Geschichte!

https://www.youtube.com/watch?v=iWJb_Y35O5A
It's gotta be purrfect!

De Wolf

#255
Dass es etliche Verrenkungen oder Kunstgriffe brauchte, um real existierende Fehler und Widersprüche im System auszublenden dürfte klar sein. 

Dabei ist doch ein Kernpunkt von Marx und Engels die dialektische Sicht auf die Weltgeschichte.

Dass Geschichte eine stetige Folge von Entwicklungen und Gegenentwicklungen ist.

So hat die kapitalistische Welt die sozialistische Herausforderung angenommen und einen "Kapitalismus mit menschlichen Gesicht" propagiert.

Das bedeutete hohe Steuern für Unternehmen und Anreize, Gewinne zu reinvestieren. Die Rechte der arbeitenden Bevölkerung zu stärken (etwa sich zu organisieren und sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen und Lohndumping zu wehren). 
Das waren staatliche Maßnahmen, die ganzen Volkswirtschaften und damit auch einem wachsenden Mittelstand diente, der sich einiges leisten konnte.

Was wiederum der Konjunktur zugute kam und Bruttosozialprodukt steigerte.  ;) 

Wen das Thema interessiert, dem empfehle ich John Maynard Keynes zu studieren, einen der scharfsinnigsten und  einflussreichsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts.  :reader:
It's gotta be purrfect!

De Wolf

It's gotta be purrfect!

De Wolf

#257
Eine andere Gegenbewegung war, dass auch im kommunistischen Lager der Machtanspruch und die Deutungshoheit des "Großen Bruders" in Moskau infrage gestellt wurde.

Das begann schon am Ende des Zweiten Weltkrieges in Jugoslawien, wo es einer großen, gut organisierten Partisanenbewegung gelang, das faschistische Joch abzuschütteln. 

Anführer dieser Bewegung war ein Mann, der das Land bis 1980 regierte und weltweit einiges Ansehen und Einfluss hatte.

Josip Broz. Der wie Lenin, Stalin, Trotzki und Co. früh einen Kampfnamen annahm:

"Tito".

Was- einer Deutung zufolge - soviel bedeutet wie: "Wilde Taube". 
It's gotta be purrfect!

Prügelknabe

Zitat von: De Wolf am 16.01.2025 15:52...Anführer dieser Bewegung war ein Mann, der das Land dann bis in die 1980er Jahre regierte und weltweit einiges Ansehen und Einfluss hatte...
Faktenwissen aus dem Quizduell: der Mann starb 1980 in Ljubljana. Weit in die 1980er hat er es also nicht geschafft  ;)

De Wolf

Zitat von: Prügelknabe am 17.01.2025 08:44Faktenwissen aus dem Quizduell: der Mann starb 1980 in Ljubljana. Weit in die 1980er hat er es also nicht geschafft  ;)

Danke für Deinen Hinweis. Habe meine Darstellung entsprechend überarbeitet!  :up:
It's gotta be purrfect!

De Wolf

Als er am 4. Mai 1980 starb, reisten 209 Delegationen aus 127 Staaten an, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.

Das war die größte Trauerfeier, die die Welt bis dato gesehen hatte.   :candelabra: 



It's gotta be purrfect!

De Wolf

#261
Dabei war der "Ewige Partisan" zugleich ein Machtmensch par excellence.

So nahm er im Auftrag Moskaus am Spanischen Bürgerkrieg teil, wo er sich wohl an der Verfolgung von Trotzkisten beteiligte.

Echtes Format bewies er dann im Krieg, wo er auch Unterstützung Großbritanniens suchte und fand!

Bezeichnend war auch seine  Abrechnung mit militärischen und politischen Gegnern.  Wobei er nicht nur Deutsche, NS-Kollaborateure und Nationalisten ins Visier nahm, sondern recht bald auch dezidierte Stalinisten und andere Dissidenten.

So wurde auf einer kargen Adriainsel ein berüchtigtes Umerziehungslager errichtet, wo eine sehr spezielle Form  "sozialistischer Selbstverwaltung" praktiziert wurde.
So wurden Neuankömmlinge von Häftlingen empfangen, die schon länger da waren und sich "bewährt" hatten.

Wie diese Begrüßung aussah, kann sich wohl jede(r) denken.

Der Name dieses Schreckensortes ist QD relevant: Goli Otok (die "nackte Insel").

It's gotta be purrfect!

De Wolf

Die "Aufarbeitung" dieser dunklen Geschichte war und ist - schwierig. 
So fahren heute Ausflugsboote zur Insel.
Touristen können sich umsehen und in einem Cafe mit dem bösen Namen "Knast" Schatten suchen, Popmusik hören und etwas trinken.

Wer ein Reiseandenken möchte, der kann sich in einem Souvenirladen fotografieren lassen.

Hinter Gittern und mit einer Häftlingsnummer. 25 348!

Gruuusel...

It's gotta be purrfect!

De Wolf

Ich merke immer wieder, dass meine Ausführungen mit klassischer Philosophie nur noch wenig zu tun haben.

Aber wie sagte es doch Karl Marx in seiner elften Feuerbachschen These:

,,Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt drauf an sie zu verändern."

Ich bin kein Zyniker, aber: Das ist Marx Nachfolgern offensichtlich gelungen.  :'(

It's gotta be purrfect!