Philosophie für Einsteiger...
Das Philosophieren ist uns angeboren. Seit der erste Mensch zu den Sternen aufblickte oder sich die Frage nach dem Sinn seiner Existenz stellte.
So gibt es Philosophie in unterschiedlichsten Kulturen. Der Buddhismus ist eigentlich mehr Philosophie als Religion – wendet sich weg den hinduistischen Göttern, hin zum Menschen mit seinen immer neuen leidvollen Lebenserfahrungen und der Frage nach Erlösung im Nirwana.
Zu nennen ist auch der Konfuzianismus – die Staatsphilosophie Chinas. Hier geht es um Respekt vor familiären, gesellschaftlichen und staatlichen Autoritäten. So hat der Konfuzianismus dafür gesorgt, dass das chinesische Kaiserreich über 2000 Jahre Bestand hatte – bis es mit der Revolution von 1911 dann doch abgeschafft wurde.
Sprechen wir heute von Philosophie, so denken wir allerdings primär an die lange Tradition Europas. Sie beginnt mit den Griechen. Mit echten Netzwerkern, die eine Vielzahl an Wissensgebieten erforschten und systematisch miteinander verbanden.
Da ist Thales von Milet, ein Universalgelehrter, der heute vor allem als Mathematiker erinnert wird (denkt an den Satz des Thales zu den Winkeln im Halbkreis).
Da ist Pythagoras, Leiter einer Philosophenschule, der u.a. Mathematik mit musiktheoretischen Überlegungen verband und damit unserer abendländischen Harmonielehre den Weg bereitet hat.
Ein Beststeller der Antike war (nebenbei bemerkt) das Buch über die Elemente von Euklid – jahrhundertelang das mathematische Standardwerk schlechthin.
Mit dem Athener Sokrates erfolgt dann eine Wende hin zum Menschen.
Sein Leitsatz ist. „Ich weiß, dass ich nichts weiss.“ Und mit diesem kritischen Ansatz führt er seine Zeitgenossen vor, die mit Scheinwissen zu punkten versuchen.
Klar, dass es mit diesem „Querdenker“ kein gutes Ende nimmt. Er wird wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt. Freunde halten ihm einen Fluchtweg offen. Er verzichtet darauf und trinkt ruhig und selbstbestimmt die tödliche Dosis Schierlingssaft. Tja, Leute – das ist ganz große Philosophie... die Einheit von Theorie und Praxis.
Sokrates hat keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen. Sein Schüler Plato allerdings hält die Erinnerung an ihn wach. Sein erstes Werk ist die „Apologie“. Eine Nachgestaltung der Verteidigungsrede seines Lehrers vor Gericht. Lesenswert.
Auch in vielen weiteren Werken Platos hat Sokrates das Wort. Bekannt ist die "Politeia" – ein Werk über den idealen Staat (Das Schlüsselwort heißt hier Arbeitsteilung, wobei einer Aristokratie besondere Bedeutung zukommt). Mit dem Mythos von Atlantis zeigt sich Plato als Mahner, dass auch das das höchst entwickelte Gemeinwesen durch Anmaßung seiner Bewohner zu Fall kommen kann. Zugleich hat er zu allen Zeiten die Phantasie der Leserschaft beflügelt, ob die Geschichte historische Grundlagen hat.
Das wäre doch ein weites Feld für Ausgräber...
Platos Schüler ist Aristoteles. Der sich wiederum mit eine Vielzahl von Wissensgebieten befasst hat und einige überhaupt erst begründet hat. Er befasst sich mit Fragen der Antropologie und der Ethik, ist Staats- und Wissenschaftstheoretiker, Logiker, Biologe, Physiker etc. Viele seiner Erkenntnisse hatten bis in unsere Neuzeit Bestand – etwa (Trivia sind ja so schön!) seine Forschungen an Seeigeln!
Seine Bedeutung für das abendländische Denken erschließt sich recht gut in Umberto Ecos Kosterkrimi der „Name der Rose“. Da dreht sich alles um ein subversives Buch zur Macht des Humors, dass unter normalen Umständen längst zerstört worden wäre. Dummerweise heißt der Verfasser Aristoteles – und dessen Werk ist unantastbar. Also müssen eine ganze Reihe Mönche sterben, die damit in Kontakt kommen...
Spannender Stoff, der den Verfasser mit einem Schlag berühmt gemacht hat.
Wie in vielen anderen Bereichen haben sich die Römer auch bei der griechischen Philosophie bedient.
Dabei kam den Römern das Konzept der Stoa sehr entgegen. Der Stoiker übt Selbstbeherrschung, Gelassenheit und Ruhe und gelangt erst auf diesem Weg zu echter Erkenntnis seiner Stellung in der Weltordnung, die er nach Kräften auszufüllen hat.
Zu nennen ist Marcus Tullius Cicero. Er ist Anwalt, Staatsmann und Philosoph aus gutem, "ritterlichem" (landadligem) Haus (kein Plebejer!). Interessant ist sein Werk „De Re Publica“. Darin befasst er sich mit dem Gemeinwesen und entwickelt zukunftsweisende Gedanken zur einer stabilen Verfassung (modern gesprochen: „Checks and Balances“).
In der Kaiserzeit erlangte der Stoiker Lucius Annaeus Seneca große Bedeutung, der Erzieher des jungen Nero, der lange Zeit auch an den Regierungsgeschäften beteiligt war.
Das hat sich ausgezahlt, denn nach heutigem Maßstab war dieser Mann Multimilliardär. Der Kontrast zwischen Theorie und Praxis fiel irgendwann auch seinem kaiserlichen Schützling auf. Seneca wurde zum Suizid genötigt, wobei das Aufschneiden der Pulsadern in einem heißen Bad eine sehr humane Todesart war.
Das tat er dann auch - mit der sprichwörtlichen „stoischen“ Gelassenheit...
Soweit dieser erste Teil meines Aufrisses – wie immer auch mit vielen qd tauglichen Hinweisen.
Wobei Philosphie eigentlich nicht zu lernen, sondern nur zu betreiben ist...
In diesem Sinne: Have Fun!