Was dem Volk versagt blieb, das erreichte schließlich der preußische Kanzler Otto von Bismarck.
Geboren am 1. April 1815 in Schönhausen (Sachsen- Anhalt)-
Gestorben am 30. Juli 1898 in Friedrichsruh bei Aumühle).
Dem es nach drei erfolgreichen Einigungskriegen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich gelang (Tusch!), seinen Dienstherrn König Wilhelm zum deutschen Kaiser zu machen.
Der war nicht mehr der Jüngste und verglich den Akt schon mal mit der Beförderung eines alternden Hauptmanns zum Charaktermajor, um ihm das bevorstehende Dienstende zu versüßen.
Seine klügste Entscheidung war, "seinen Kanzler machen zu lassen".
Das tat der z.T. recht erfolgreich, indem er sich als den Herrschern Europas als "ehrlicher Makler" empfahl und manche Konfliktherde beseitigte.
So lud er 1884 zur Berliner Konferenz ein, in der die Verteilung Afrikas besprochen wurde. Welches Leid den afrikanischen Völkern durch Kolonialismus und willkürliche Grenzziehungen zugefügt wurde, war natürlich kein Thema.
Positiv zu vermerken ist, dass Bismarck das Reich als politischen Newcomer und potentiellen Unruhestifter durch Bündnisse mit den Nachbarn absicherte und so für eine lange Friedenszeit sorgte.
Bismarck setzte damit Maßstäbe, an denen sich auch spätere Kanzler orientieren konnten (vor allem Helmut Kohl in den "zwei plus vier Verhandlungen").
Als einziger Gegner blieb eigentlich nur Frankreich, das auf eine Revanche für den Krieg von 1870/71 aus war, aber außenpolitisch lange isoliert und damit chancenlos blieb.

Kritisch zu sehen ist Bismarcks Kulturkampf gegen die katholische Kirche, in der er - als guter Protestant - eine Bedrohung für das Reich sah ("nach Canossa gehen wir nicht").
Ambivalent ist seine Haltung in der Sozialen Frage. So sorgte er für die berüchtigten Sozialistengesetze, mit denen diese Bewegung kriminalisiert wurde.
Andererseits sorgte er für eine fortschrittliche Sozialgesetzgebung, durch die Arbeiter im Krankheitsfall und im Alter abgesichert wurden.
Er handelte also - wie schon bei der Einigung - nach der altbekannten Devise "alles für das Volk, nichts durch das Volk".
Gab also gewissermaßen den "Revolutionär von oben".
Womit das Reich eine höchst ambivalente Größe blieb. Militärisch und wirtschaftlich eine Großmacht.
Wissenschaftlich und sozialpolitisch der Zukunft zugewandt.
Andererseits in seiner politischen Verfassung rückwärtsgewandt, ja reaktionär. Im Kern ein autoritärer Obrigkeitsstaat - ohne echte Volksvertretung.

Was deutlich wurde am neugebauten Deutschen Reichstag, der schon mal als "Schwatzbude" bezeichnet wurde.
Faktoren, die zur Katastrophe von 1914/18 maßgeblich beigetragen haben.
Aber dat krieje mehr später. Versprochen.