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Die Unwörter des Jahres...

Begonnen von De Wolf, 05.04.2023 14:34

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De Wolf

Seit 1991 werden bekanntermaßen die Unwörter des Jahres gewählt und öffentlichkeitswirksam präsentiert.

Sinn und Ziel der Aktion ist es, Sprache bewusster und sensibler zu wählen.

Was aber macht Unwörter zu solchen?
Sie verletzen die Würde des Menschen und/oder die Prinzipien der Demokratie.
Sie sind diskriminierend oder zynisch, euphemistisch oder irreführend.
Oder sie verschleiern mehr oder weniger geschickt Sachverhalte oder Entwicklungen, die kritisch zu sehen sind und der Korrektur bedürfen.

Hier ist die Liste (und Leute, sie weckt einige bitterböse Erinnerungen):'(

1991 ausländerfrei -
1992 ethnische Säuberung -
1993 Überfremdung -
1994 Peanuts -
1995 Diätenanpassung -
1996 Rentnerschwemme -
1997 Wohlstandsmüll -
1998 sozialverträgliches Frühableben -
1999 Kollateralschaden -
2000 national befreite Zone -
2001 Gotteskrieger -
2002 Ich-AG -
2003 Tätervolk -
2004 Humankapital -
2005 Entlassungsproduktivität -
2006 freiwillige Ausreise -
2007 Herdprämie -
2008 notleidende Banken -
2009 betriebsratsverseucht - 
2010 alternativlos -
2011 Dönermorde -
2012 Opfer-Abo -
2013    Sozialtourismus -
2014    Lügenpresse -
2015    Gutmensch -
2016    Volksverräter -
2017    alternative Fakten -
2018    Anti-Abschiebe-Industrie -
2019    Klimahysterie -
2020    Rückführungspatenschaften und Corona-Diktatur.
2021    Pushback (für das "Zurückdrängen" von Flüchtlingen und Migranten).
und 2022 Klimaterroristen!  :o
       
It's gotta be purrfect!

Don Vito

So richtig überzeugend finde ich das Konzept ja nicht. Es stimmt natürlich schon, von besonderer sprachlicher Eleganz sind viele der kritisierten Wörter und Worte nicht. Andererseits wirken die Begründungen für die Wahl auch nicht selten schablonenhaft und wenig originell. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass es dem Komitte weniger um Schönheit und Eleganz der Sprache geht, sondern eher darum, ihnen entgegenstehenden Meinungen die Sprache zu entziehen und ihren Standpunkt als grundsätzlich unsagbar und nicht diskussionswürdig erscheinen zu lassen (er hat Jehova gesagt, Zitat aus einem Film). Demokratie lebt aber schon vom Austausch von Argumenten und dem werben für den eigenen Standpunkt. Es ist nicht grundsätzlich undemokratisch, zum Beispiel Einwanderung gestzlich regeln zu wollen oder Hygienegesetze unter dem Blickwinkel der Verhältnismäßigkeit zu betrachten.

Thorsten

Das Unwort des Jahres für 2023 ist für mich ganz klar MAG !  :motz:

Begründung: Sie erfüllen Punkt 1 & 3 von De Wolf.

Lg Thorsten
Mein YouTubevideokanal: https://www.youtube.com/@EFODAMUS
Meine Musikplayliste: https://www.youtube.com/playlist?list=PLIzeQKgiIEsXGZbXwtDmGLEPsmc8yxO1W

Lasst gerne ein Like & ein Abo da. Ich würde mich darüber sehr freuen.


De Wolf

#3
Sind wir dankbar für die Freiheit, Dinge beim Namen nennen zu können.

Manchmal frage ich mich. Wie lange wird es dauern, bis wir auch hier amerikanische Verhältnisse haben?
Da funktioniert das Zusammenspiel von selbsternannten Volkstribunen mit Medientycoons fast perfekt. Täglich, stündlich, im Sekundentakt werden Worte zu Unworten und umgekehrt.
Durch eine raffinierte Wortwahl werden Ungeister beschworen, die wir längst überwunden glaubten.
Wortführer wissen genau um die Macht von Codeworten, die  ganz schnell ganz viel Aufmerksamkeit erregen, die "hörige" Anhängerschaft zusammenhalten und mobilisieren. Verbale  Nebelkerzen und Stinkbomben lenken von den wirklich wichtigen Themen ab.

Sachliche Diskussionen? Ein halbwegs intelligenter Diskurs?
"Flood the Zone with S..." wie es ein Mastermind der Rechten formuliert hat.

Aber - weiter im Text...  :(       
It's gotta be purrfect!


De Wolf

#5
Aus aktuellem Anlass ein Nachtrag zu diesem harten Brett.

Auch das Unwort des Jahres 2023 steht nun fest. Es heißt "Remigration" (zu deutsch Rückwanderung bzw. Rückkehr von Menschen in ihr Herkunfts- bzw. Heimatland nach einem mehr oder minder langen Aufenthalt in einem anderen Land).

In dieser Bedeutung wird der Begriff in der Wirtschafts-, der  Sozial- und der Geschichtswissenschaft verwendet (bei Letzterer etwa mit Blick auf Menschen im Exil).

Leider wird er zunehmend von der "Neuen Rechten" als Kampfbegriff bzw. Euphemismus missbraucht, um Pläne und "Programme" für Zwangsausweisungen und Deportationen zu umschreiben.

Auf Platz zwei landete übriges "Sozialklimbim". Dieses Unwort zielt auf einkommens- und vermögensschwache Menschen (auch und gerade Kinder und Jugendliche, die in prekären Verhältnissen leben).
Statt finanzieller Unterstützung und sozialer Integration erfahren sie so Verachtung und Ausgrenzung.

Wenn Ihr nun nach Platz drei fragt:

Es ist "Heizungsstasi".

Klar Klimaschutzmaßnahmen sind ein heißes Eisen und werfen viele Fragen und Kosten auf.
Aber populistische Stimmungsmache gegen "die da oben" ist wirklich billig.

Sorry - aber das musste raus!  >:D
It's gotta be purrfect!